Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602043
4. Mai 2017
Ausbruchsuntersuchungen/Infektionsepidemiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vergleich von akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) in der Notaufnahme eines Schwerpunktversorgers mit Daten der ARE-Surveillance des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes zwischen 2013 und 2016

F Greiner
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Unfallchirurgie, Magdeburg
,
D Brammen
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Unfallchirurgie, Magdeburg
,
B Erdmann
2   Klinikum Wolfsburg, Zentrale Notfallaufnahme, Wolfsburg
,
F Walcher
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Unfallchirurgie, Magdeburg
,
D Ziehm
3   Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA), Hannover
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. Mai 2017 (online)

 

Zielsetzung::

Die Surveillance akuter Atemwegserkrankungen (ARE) in Niedersachsen stützt sich auf Daten aus Sentinelpraxen sowie Krankenstandserfassung aus Kindertagesstätten. In der vorliegenden Auswertung wurde am Beispiel der Notaufnahme eines Schwerpunktversorgers untersucht, ob die Zahl von Patienten mit ARE-Diagnose einen ähnlichen zeitlichen Verlauf wie die ARE-Krankenstände in Kindertagesstätten bzw. das Auftreten von Influenza zeigt.

Methode::

Datenbasis waren die zwischen Saison 2013/2014 und 2015/2016 über die Notaufnahme am Klinikum Wolfsburg stationär aufgenommenen Patienten. Eine ARE wurde über folgende Aufnahmediagnosen nach ICD-10-GM definiert: J00 bis J22 (einschließlich Untergruppen), J44.0 sowie B34.9. Aus den absoluten Häufigkeiten pro Kalenderwoche wurde eine epidemiologische Kurve erstellt und mit den Kita-Krankenstandsdaten sowie der Influenza-Positivrate der ARE-Surveillance des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes verglichen.

Ergebnis::

In der ARE-Saison 2014/2015 (Juli bis Juni) wurden 14.106 Patienten über die Notaufnahme stationär aufgenommen. In 535 Fällen (durchschnittlich 10 pro Woche) wurde die Aufnahme mit einer ARE-Diagnose begründet. Anfang 2015 stieg die Fallzahl an und erreichte in Kalenderwoche 10 mit 25 ARE-Fällen den Höhepunkt. Die epidemiologischen Kurven aus Patientenzahl, Krankenständen in Kindertagesstätten sowie Influenza-Positivrate (bis 51,1%) korrelieren graphisch miteinander. In Saison 2013/2014 war der saisonale Anstieg der ARE-Krankenstände gering und die Influenza-Positivrate blieb unter 10%. In den ARE-Diagnosen der Notaufnahme zeigte sich kein saisonaler Anstieg. In Saison 2015/2016 zeigte sich ein ausgeprägter saisonaler Peak sowohl in den ARE-Krankenständen als auch in der Influenza-Positivrate (bis 63,1%). Die Zahl der stationär aufgenommenen ARE-Patienten hingegen zeigte einen deutlich geringeren saisonalen Anstieg als in der Saison 2014/2015.

Schlussfolgerung::

Die Analysen deuten darauf hin, dass sich der Verlauf einer ARE-Saison prinzipiell auch anhand von Diagnosecodes stationär aufgenommener Patienten in einer Notaufnahme abbilden lässt. Die Bestimmung des Anteils Influenza-positiver Rachenabstriche allein erlaubt keine zuverlässigen Rückschlüsse auf die Anzahl schwer verlaufender ARE-Fälle. Somit sind aktuelle Daten aus Notaufnahmen ein weiterer bedeutender Baustein zur Beurteilung der epidemiologischen Lage von ARE.

(AKTIN, Förderkennzeichen BMBF: 01KX1319A)