Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602034
4. Mai 2017
Zahnmedizin 2
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Evaluation zahnmedizinischer Gesundheitssysteme: Resultate für Deutschland und ausgewählte, hochentwickelte Länder – Aktualisierung einer Studie aus 2016

R Saekel
1   Meckenheim
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Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Aus internationalen Vergleichen lassen sich wertvolle Erkenntnisse zur Optimierung zahnmedizinischer Gesundheitssysteme gewinnen. Allerdings fehlen dazu bisher geeignete Analyseinstrumente. Es wird ein Instrumentarium vorgestellt, das zu quantifizierbaren Ergebnissen führt und damit eindeutige Schlussfolgerungen ermöglicht.

Ein Indikator zur Messung des Mundgesundheitszustandes auf der Bevölkerungsebene wird entwickelt (Nutzenseite) und mit einem Kostenindex, der die gesamten Kosten des zahnmedizinischen Sektors in Relation zur Wirtschaftskraft eines Landes setzt (Kostenseite), kombiniert, um die Effizienz (Nutzen/Kosten Relation) des zahnmedizinischen Sektors in einem Gesundheitssystem messen zu können.

Mithilfe dieses Instrumentariums werden unterschiedliche zahnmedizinische Gesundheitssysteme aus Ländern mit fortgeschrittener Mundgesundheit bei der jungen Generation untersucht. Dabei zeigt sich, dass die schwedische Bevölkerung aktuell über die mit Abstand beste Mundgesundheit verfügt. Dänemark und Deutschland folgen auf Platz zwei und drei und liegen damit vor Kanada, dem Vereinigten Königreich, den USA und Japan. Vergleichsweise niedrige Niveaus der Mundgesundheit erreichen die niederländische und finnische Bevölkerung, wobei zu beachten ist, dass die Mundgesundheitsdaten für Erwachsene im mittleren Alter in beiden Ländern relativ alt sind und sich in der Zwischenzeit verbessert haben dürften.

Bei bevölkerungsweiter Betrachtung ergibt sich, dass eine gute Mundgesundheit in allen zahnmedizinischen Gesundheitssystemen, unabhängig von der Finanzierungsstruktur und der Selbstbeteiligungsquote, realisierbar ist.

Abhängig vom Einkommensniveau eines Landes lässt sich als Benchmark für einen kosteneffektiven zahnmedizinischen Sektor eines westlichen Industrielandes eine Spanne von 0,5% bis 0,7% des Bruttoinlandsproduktes ableiten. Gemessen daran, besteht in Deutschland noch erheblicher Spielraum für Effizienzsteigerungen.

Ceteris paribus wird das Niveau der Mundgesundheit einer Bevölkerung davon bestimmt, ob auch im Erwachsenenalter präventiven und zahnerhaltenden Maßnahmen Vorrang gegeben wird.

Schlussfolgerung: Die neuen Instrumente bewähren sich in der Praxis und erweitern das diagnostische Instrumentarium zur Untersuchung unterschiedlicher zahnmedizinischer Systeme. Je konsequenter präventive und zahnerhaltende Methoden in der täglichen Praxis auch für Erwachsene eingesetzt werden, umso schnellere und bessere Fortschritte der Mundgesundheit und der Effizienz zahnmedizinischer Systeme werden erzielt.