Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602011
4. Mai 2017
Postersession „Infektionsschutz“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ausbruchsmanagement von luftübertragenen Legionellen-Infektionen: ein systematischer Review von Standards und Handlungsrichtlinien

PR Matias Garcia
1   Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, München
,
S Walser
2   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
,
D Gerstner
2   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
,
S Heinze
2   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
3   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
C Herr
2   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
3   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Zielsetzung::

Die Legionärskrankheit ist eine atypische Lungeninfektion, die sporadisch oder in Ausbrüchen auftritt. Die Infektion erfolgt vorwiegend durch inhalative Aufnahme von Legionellen-haltigen Aerosolen, die aus kontaminierten natürlichen oder schlecht gewarteten anthropogenen Warmwassersystemen freigesetzt werden können und zu einer Häufung von Erkrankungen führen können. Legionellenemissionen aus anthropogenen Quellen sind bei entsprechender Wartung der Anlagen vollständig vermeidbar. Kommt es dennoch zu einem Ausbruchsgeschehen, hängt eine entsprechende Risikoregulierung entscheidend von den Erkennung-, Untersuchung- und Kontrollstrategien der Gesundheitsbehörden ab.

Methode::

Um Verfahren eines wirksamen Legionellen-Ausbruchsmanagement zu identifizieren, wurde ein systematischer Review in Medline durchgeführt, limitiert auf spanische, italienische, deutsche, französische, und englische Artikel. Zusätzlich wurden die Referenzlisten relevanter Publikationen und Literaturempfehlungen durchgesehen. Insgesamt wurden 70 Peer-Review-Artikel eingeschlossen und die Daten hinsichtlich der Feststellung eines Auslöseereignisses sowie eines Algorithmus für ein Ausbruchsmanagement einschließlich geeigneter Kontrollmaßnahmen und beteiligter Institutionen extrahiert. Zusätzlich wurden die Internetseiten der von einem Ausbruchsgeschehen betroffenen öffentlichen Behörden herangezogen, um Informationen, über die nationalen und/oder internationalen Gesundheitsschutzmaßnahmen zu erhalten.

Ergebnis::

Obwohl sich Legionellenausbrüche hinsichtlich der Art, des Ausmaßes und der Lokalisation unterscheiden können, war es möglich, gemeinsame Elemente hinsichtlich der Bestätigung von Ausbrüchen und der Vorgehensweise zu identifizieren: Zusammenstellen eines interdisziplinären Ausbruchsmanagement-Teams, Strategien für die Erkennung von Fällen, Durchführung von deskriptiven und/oder epidemiologischen Studien, Umsetzung von Kontrollmaßnahmen, Auswertung von Wetterdaten und die Implementierung oder Verbesserung der Melde- und Überwachungssysteme. Entscheidend für ein zeitnah einsetzendes Legionellen-spezifisches Ausbruchsmanagement und die Einführung geeigneter Kontrollmaßnahmen ist die Feststellung der Umweltquelle durch den Vergleich der Patienten- und Umweltisolate.

Schlussfolgerung::

Im Rahmen dieses Reviews und unter Berücksichtigung von Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des Europäischen Zentrums für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und lokaler Behörden konnten wichtige Elemente eines Maßnahmenkatalogs zur Kontrolle von Legionellenausbrüchen identifiziert werden. Dieser Maßnahmenkatalog ermöglicht ein wirksames Ausbruchsmanagement und kann als Basis für die Entwicklung von Präventionsstrategien zur Vermeidung von Legionellenausbrüchen genutzt werden.