Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602010
4. Mai 2017
Postersession „Infektionsschutz“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aufklärung der epidemiologischen Bedeutung von PCR-basierten EHEC-Labormeldungen nach §7 IfSG (Beispiel einer Zusammenarbeit zwischen klinischen Laboren und ÖGD-Laboren in M-V).

E Demihovska
1   Landesamt für Gesundheit und Soziales, Mecklenburg-Vorpommern, Rostock
,
T Sasse
1   Landesamt für Gesundheit und Soziales, Mecklenburg-Vorpommern, Rostock
,
G Ziems
1   Landesamt für Gesundheit und Soziales, Mecklenburg-Vorpommern, Rostock
,
M Littmann
1   Landesamt für Gesundheit und Soziales, Mecklenburg-Vorpommern, Rostock
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Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Hintergrund::

Seit der Epidemie von 2011 gilt der Shigatoxin-Gennachweis als Goldstandard für die EHEC-Diagnostik. Zunehmend verzichten klinische Labore daher auf eine konventionelle E. coli-Bakteriologie zugunsten einer PCR-basierten Diagnostik. Obwohl in der Falldefinition des RKI mindestens eine Stuhlanreicherungskultur als Ausgangsmaterial für die molekularbiologische Diagnostik gefordert wird, melden viele Labore den direkten Shigatoxin-Gennachweis aus Stuhl an die zuständigen Gesundheitsämter. Aufgrund einer Labormeldung nach §7 IfSG werden im Anschluss durch das Gesundheitsamt Umgebungsuntersuchungen initiiert bzw. zeitweilige Berufs- und Besuchsverbote erteilt. Unstrittig ist jedoch, dass ein Gennachweis nicht die Anwesenheit lebensfähiger Organismen anzeigt und so die epidemiologische Bedeutung von Labormeldungen, die auf Basis eines Direktnachweises aus Stuhl erfolgen, gegebenenfalls in Frage zu stellen ist. Nach Absprache mit den klinischen Laboren in M-V hat das Labor des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGuS) daher die weiteren Untersuchungen dieser Proben übernommen, um die epidemiologische Bedeutung von Labormeldungen aufzuklären bzw. zu verifizieren.

Methode::

Nach Meldung einer EHEC-Infektion auf Grundlage eines Gennachweises direkt aus Stuhl, sendet das meldende klinische Labor die entsprechende Stuhlprobe an das LAGuS-Labor. Die Probe wird anschließend in Anreicherungsbouillon kultiviert und durch ELISA auf Shigatoxin-Antigen untersucht. Bei einem negativen Testergebnis erhält das zuständige Gesundheitsamt unverzüglich einen Befund mit dem Kommentar: „damit bleibt die Labormeldung ohne epidemiologische Bedeutung“. Bei einem positiven Testergebnis erfolgen: (1) PCR-Toxingen-Nachweis aus der Mischkultur sowie (2) PCR-Toxingen-Nachweis direkt von der isolierten E. coli-Kultur, die im Anschluss (3) bakteriologisch komplett identifiziert und serotypisiert wird. Das Isolat wird an das RKI-Referenzlabor zur Bestätigung gesendet.

Ergebnis::

Weniger als 60% der eingesendeten Stuhlproben enthalten toxinproduzierende E. coli-Bakterien. Die RKI-Bestätigungsrate der isolierten E. coli-Kulturen lag bei ca. 75%.

Schlussfolgerung::

Die Zusammenarbeit zwischen klinischen und ÖGD-Laboren gewährleistet eine bessere Aufklärung der epidemiologischen Bedeutung der Gennachweis-basierten EHEC-Labormeldungen. Der Aufwand für Umgebungsuntersuchungen konnte deutlich reduziert werden. Ein vollständiger Ersatz der konventionellen Bakteriologie durch molekularbiologische Untersuchungen und deren Bedeutung für die ÖGD-Praxis ist daher zu diskutieren.