Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601998
4. Mai 2017
Postersession „Kinder- und Jugendgesundheitsdienst“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kopfschmerzen bei Einschülern, Drittklässlern und Sechstklässlern in Sachsen-Anhalt: Häufigkeit nach Elternauskunft und Selbstauskunft und assoziierte Untersuchungs- und Befragungsbefunde

G Wahl
1   Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Magdeburg
,
M Borrmann
1   Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Magdeburg
,
K Böse
1   Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Magdeburg
,
L Gräfe
1   Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Magdeburg
,
M Julien
1   Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt, Magdeburg
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Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Zur Situation von Kopfschmerzen bei Kindern in Sachsen-Anhalt wurden in den Jahren 2015/2016 Elternauskünfte und Untersuchungsbefunde von etwa 31.000 Kindern bei Schuleingangsuntersuchungen (SEU) und etwa 8.000 bzw. 9.000 Kindern bei Untersuchungen in 3. Klassen (SR3) bzw. 6. Klassen (SR6) ausgewertet. Ergänzt wurde dies durch Selbstauskünfte zu Kopfschmerzen und assoziierten Befunden von etwa 3.600 Sechstklässlern aus einem landesweiten Befragungssurvey im Jahr 2012 (Surv6). Die Frage: „Hat Ihr Kind häufiger Kopfschmerzen?“ wurde bei etwa 2% der einzuschulenden Kinder, 11% der Drittklässler und 17% der Sechstklässler von den Eltern mit „ja“ beantwortet. Möglicherweise ist dies ein Hinweis auf zunehmende schulische, familiäre und / oder soziale Belastungen der Kinder zwischen Vorschul- und Mittelschulalter. Im Jahr 2012 war die Prävalenz von häufigeren Kopfschmerzen bei 12-Jährigen nach Selbstauskunft (Surv6) etwa 3-mal höher als nach Elternauskunft (SR6 desselben Jahres). Dies ist ein Hinweis darauf, dass Eltern nicht ausreichend über den subjektiven Gesundheitszustand ihrer Kinder informiert sind. Der Befund „häufigere Kopfschmerzen“ war sowohl nach Selbst- als auch nach Elternauskunft bei Mädchen immer häufiger als bei Jungen. Bei binären logistischen Regressionsanalysen traten Faktoren hervor, die in mindestens einer (meist in mehreren) der vier Untersuchungspopulationen (SEU, SR3, SR6, Surv6) die Häufigkeit von Kopfschmerzen erhöhten, darunter: Tragen einer Brille, Probleme mit den Eltern, Leben bei nur einem Elternteil, häufiges Alleinfühlen, regelmäßige Einnahme von Medikamenten, Leben in einem Raucherhaushalt, lange tägliche Computer-/Internetnutzung, Adipositas, nicht zuhause frühstücken. Umgekehrt wurden bei den Regressionsanalysen Befunde identifiziert, die gehäuft vorkamen, wenn das Kind häufiger Kopfschmerzen hatte, darunter: Verhaltensauffälligkeiten, verminderte Gesamtpunktzahl in Entwicklungstests, verminderte subjektive Fitness, Appetitlosigkeit, vermindertes Spaßempfinden, Therapiebedürftigkeit, Sportbefreiungen. In allen Untersuchungen bestand eine sehr starke Assoziation zwischen Kopfschmerzen und Schlafschwierigkeiten, wobei keine Aussage über die Richtung des Einflusses gemacht werden konnte. Kopfschmerzen waren – auch bei Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren – bei Drittklässlern an öffentlichen Grundschulen häufiger als an „freien“ Grundschulen und bei Sechstklässlern an Sekundarschulen häufiger als an Gymnasien.