Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601997
4. Mai 2017
Postersession „Kinder- und Jugendgesundheitsdienst“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schulärztliche Untersuchungen von Seiteneinsteigenden in Nordrhein- Westfalen

K Simon
1   Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen, Bielefeld
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Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Zielsetzung::

Neben den üblichen Untersuchungen von Einschulungskindern werden in Nordrhein-Westfalen alle Seiteneinsteigenden, d.h. bereits schulpflichtige Kinder und Jugendliche, die aus dem Ausland zuwandern, von den Kinder- und Jugendgesundheitsdiensten schulärztlich untersucht.

Methode::

Das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW) hat in Zusammenarbeit mit der Schulärzteschaft und dem Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen eine Handreichung zur landesweiten, standardisierten schulärztlichen Untersuchung von Seiteneinsteigenden erarbeitet. Seit Januar 2016 werden die schulärztlichen Untersuchungen von Seiteneinsteigenden nach diesen Empfehlungen erfasst.

Ergebnis::

Im Oktober 2016 lagen dem LZG.NRW Daten von 6100 Seiteneinsteigenden aus 10 Kommunen vor. Die Seiteneinsteigenden waren im Durchschnitt 12 Jahre alt. Mädchen waren im Schnitt mit 11 Jahren und 4 Monaten über ein Jahr jünger als Jungen (12 Jahre, 6 Monate). Der Anteil der Jungen lag mit rund 62% deutlich über dem der Mädchen. Gut ein Viertel der untersuchten Seiteneinsteigenden wiesen einen medizinisch relevanten Befund auf. Bei 21% der Untersuchten waren Befunde nicht ausreichend ärztlich versorgt, sodass der KJGD eine weitere Diagnostik initiieren musste. Sonstige Maßnahmen wie „nachgehende Fürsorge“ oder „Fachberatung“ waren bei 24% der Seiteneinsteigenden erforderlich. Für etwa 34% der Untersuchten lag ein Impfdokument vor. Bezogen auf die vorgelegten Impfdokumente waren alle wichtigen Impfungen lückenhaft: Nur 22% der Untersuchten hatten mindestens vier Dosen der Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus oder Polio erhalten. 28% der Untersuchten konnten mindestens zwei Dosen bei den Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln aufweisen. Bei den Varizellen waren dies lediglich 15%.

Schlussfolgerung::

Die Ergebnisse zeigen, dass das schulärztliche Screening eine Vielzahl von nicht ausreichend ärztlich versorgten Befunden aufdeckt. Deutlich wird, dass der Impfstatus häufig nicht bekannt ist. Wenn Impfdokumente vorliegen, zeigt sich oft ein unzureichender Impfstatus. Auf ein schnelles und umfassendes Schließen der Impflücken sollte hingewirkt werden.