Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601985
4. Mai 2017
Postersession „Psychiatrie“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Leben in Erfurt mit psychischer Erkrankung im Alter – Ergebnisse des Gerontopsychiatrieberichtes 2015

F Alff
1   Stadtverwaltung Erfurt, Amt für Soziales und Gesundheit, Erfurt
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Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Das Amt für Soziales und Gesundheit der Stadtverwaltung Erfurt hat im Jahr 2016 einen Bericht zur gerontopsychiatrischen Versorgung in Erfurt veröffentlicht. Der Bericht stellt die gesundheitliche Lage von älteren Menschen mit psychischer Erkrankung dar und gibt einen Überblick über die vorhandenen Versorgungsstrukturen. Ziel ist es, die Öffentlichkeit für diese Thematik zu sensibilisieren, Problemfelder aufzuzeigen und entsprechende Handlungsmaßnahmen zu erarbeiten, um eine bedarfsgerechte Versorgung mit Hinblick auf den demographischen Wandel sicherzustellen.

Im Jahr 2015 fanden eine Bestandsaufnahme der Versorgungsbereiche Medizin, Psychosoziales und Pflege statt sowie eine schriftliche Befragung von 94 Einrichtungen und Institutionen der Psychiatrie und Altenhilfe in Erfurt. Darüber hinaus dienten die amtlichen Statistiken als Datengrundlage.

Etwa jeder fünfte Erfurter Bürger ist 65 Jahre und älter. In der Wohn- und Haushaltserhebung 2013 gaben 8% der Senioren an, psychische Probleme zu haben. Bei den alleinstehenden Senioren war der Anteil doppelt so hoch. 11% der Senioren rauchten. 12,9% der Patienten, die im Krankenhaus infolge psychischer und Verhaltensstörungen behandelt wurden, waren 65 Jahre und älter. Im psychiatrischen Versorgungssystem wurden vorrangig Menschen mit einer Demenz betreut. Bei etwa einem Viertel lag eine Abhängigkeitserkrankung vor, bei 14,7% eine Depression und bei 12% eine Schizophrenie. Knapp 20% der Einrichtungen der Gemeindepsychiatrie und Altenhilfe verfügen über spezielle gerontopsychiatrische Angebote. 85% der Akteure vor Ort halten diese Versorgungsangebote in der Stadt für nicht ausreichend.

Laut Bevölkerungsprognose wird der Anteil der Senioren in Erfurt weiter ansteigen. In diesem Kontext ist auch mit einer steigenden Anzahl an Menschen mit gerontopsychiatrischer Erkrankung zu rechnen. Die vielfältigen Problemlagen der Betroffenen und ihrer Angehörigen sowie die Komplexität der professionellen Versorgungslandschaft erfordern eine spezifische gerontopsychiatrische Versorgungssteuerung. Die Schwerpunkte sollten dabei auf die Bereiche Fachberatung, Wohnen, Angehörigenarbeit, Fort- und Weiterqualifizierung sowie eine integrierte Sozial- und Gesundheitsplanung gelegt werden.