Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601980
4. Mai 2017
Infektionsschutz – Freie Themen 2
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostik sexuell übertragbarer Infektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben, im Gesundheitsamt Bremen

F Jung
1   Gesundheitsamt Bremen, Bremen
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Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Seit langem ist gut belegt, dass Männer, die Sex mit Männern haben, (MSM) die höchsten Infektionsraten bei HIV haben und ebenso ein erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Infektionen (STI). Der Europäische MSM Internet Survey bemängelte bereits im Jahr 2010, dass die Diagnostik und Behandlung dieser Infektionen in Deutschland ungenügend ist. Der in den Gesundheitsämtern flächendeckend angebotene HIV-Test deckt diese Infektionen nicht ab. Niedergelassene Arztpraxen haben diese Infektionen nicht ausreichend im Blick, zudem wird eine Diagnostik, wenn Symptome fehlen, wie dies bei STI häufiger der Fall ist, nicht ohne weiteres von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Häufig unterbleibt eine weitergehende Diagnostik, sodass in der Folge STI und auch HIV-Infektionen weiter verbreitet werden. Um STIs in dieser Zielgruppe zu reduzieren, entschied die AIDS/STD Beratung des Gesundheitsamtes Ende 2012, ihr Angebot zu erweitern. Neben der anonymen und kostenlosen Diagnostik auf HIV, Syphilis und Hepatitis B, die mittels einer Blutentnahme durchgeführt werden kann, wird seither bei MSM ein Analabstrich auf Chlamydien und Gonorrhoe angeboten. Mittels der Polymerase Chain Reaction (PCR) können diese Infektionen zuverlässig diagnostiziert werden. Der Abstrich kann von den jeweiligen Personen selbst durchgeführt werden. Die Entscheidung einer Begrenzung auf einen Analabstrich fiel aus epidemiologischen Gründen. Bei MSM werden bei Analabstrichen die meisten dieser Infektionen entdeckt.

Die Einführung des Analabstrichs wurde mit einem Fragebogen an die Nutzer dieses Angebots verbunden. Im selben Zeitraum – Ende 2012 bis Mitte 2016 – wurden die Diagnosen der teilnehmenden Personen zusammengefasst. 393 Personen nutzten das Angebot.

Die Ergebnisse der Befragung und der Effekt des Angebots werden hier vorgestellt. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass es sich hierbei um ein Angebot handelt, das die Zielgruppe der MSM erreicht und präventiv wirksam ist. Bei 9,9% der Teilnehmer wurden positive Chlamydien-Befunde und bei 3,6% positive Gonorrhoe-Befunde diagnostiziert. Das Angebot wird mit steigender Nachfrage genutzt.