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DOI: 10.1055/s-0037-1601979
Kommunaler Infektionsgesundheitsbericht: Lassen sich hieraus Handlungsbedarfe ableiten?
Publication History
Publication Date:
02 May 2017 (online)
Zielsetzung::
2016 trat in Baden-Württemberg ein neues ÖGD-Gesetz in Kraft, das die Gesundheitsämter verpflichtet, Bestands- und Bedarfsanalysen zur Gesundheitsplanung durchzuführen. Das Mannheimer Gesundheitsamt hat hierzu einen Gesundheitsbericht zu den 2015 gemeldeten Infektionsgeschehen erstellt mit dem Ziel, Handlungsbedarfe im Infektionsschutz aufzuzeigen.
Methode::
Die 2015 in Mannheim gemeldeten Infektionsgeschehen zu dreizehn Infektionskrankheiten wurden hinsichtlich Alter, Geschlecht und zeitlichem Auftreten sowie der RKI-Fallkategorien ausgewertet und im Vergleich zu den aus Survstat generierten Meldezahlen aus Baden-Württemberg, der Bundesrepublik und benachbarten Kreisen grafisch dargestellt. Abweichungen der Mannheimer Inzidenzen im Vergleich zu denen Baden-Württembergs und des Bundes wurden benannt, bewertet und gegebenenfalls Handlungsbedarfe abgeleitet.
Ergebnis::
Die Vergleiche zwischen Mannheimer, baden-württembergischen und bundesweiten Infektionsinzidenzen zeigten weitgehend kongruente Ergebnisse. Abweichungen der Mannheimer Inzidenzen im Vergleich zu Baden-Württemberg und Bund zeigten sich u.a. in deutlich niedrigeren Meldeinzidenzen zu Keuchhusten-, Windpocken- und Influenzaerkrankungen bei Kindern. Die Gesamtmeldeinzidenz für die vier am häufigsten gemeldeten Infektionskrankheiten bei Mannheimer Kindern lag jeweils unter der Hälfte der entsprechenden Inzidenzen in der Nachbarstadt Ludwigshafen. Hier wurde als Handlungsbedarf die Kontaktaufnahme zu den die Kinder versorgenden Einrichtungen abgeleitet. Auffällig waren auch die 2015 im Vergleich zu den Vorjahren aber auch zu Land und Bund deutlich erhöhten Inzidenzen an aktiven Tuberkulosen sowie Hepatitis B und C. Der Anstieg der Tuberkulosezahlen ist auf die neu eingerichteten ca. 12.000 Erstaufnahmeplätze für Flüchtlinge in Mannheim zurückzuführen. Eine Ursachenklärung zu den erhöhten Inzidenzen an Hepatitis B und C wurde veranlasst.
Schlussfolgerung::
Ein Infektionsgesundheitsbericht kann regionale Infektionsgeschehen im Vergleich zu vorherigen Zeiträumen und anderen Populationen aufzeigen, die sich ohne eine zusammenfassende Darstellung nur schwer erkennen lassen. Hieraus lassen sich Handlungsbedarfe ableiten, wie die Suche nach Ursachen für regionale Abweichungen und das Zugehen auf involvierte Berufsgruppen.