Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601965
4. Mai 2017
Prävention steuern durch Gesundheitsberichterstattung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Langzeitzeitevaluation komplexer Interventionen quartiersbezogener Gesundheitsförderung und Prävention – Eine Untersuchung von Gemeindekapazitäten 10 Jahre nach Beginn des Programms „Lenzgesund“

W Süß
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut für Medizinische Soziologie, Hamburg
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Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Hintergrund::

Zwischen 2005 und 2012 führte der Öffentliche Gesundheitsdienst (Gesundheitsamt Hamburg-Eimsbüttel) ein Präventionsprogramm für junge Familien in dem benachteiligten Viertel „Lenzsiedlung“ durch. Das Programm bestand aus sieben Handlungsfeldern und zwei Querschnittsbereichen, in denen verschiedene innovative Ansätze, Aktivitäten und Projekte erprobt und umgesetzt wurden. Das hier beschriebene Projekt konzentriert sich auf die Bewertung der Nachhaltigkeit und des Verstetigungsprozesses, vor dem Hintergrund des Verlustes von unterstützenden Netzwerken aufgrund des Programmendes und durch die Weiterentwicklung anderer gesundheitsfördernder Strukturen durch alte (ÖGD!) und neue Akteure. Dabei kommen sowohl quantitative und als auch qualitative Methoden zum Einsatz. Weiterhin gibt es die Kooperation von Gesundheitsamt und dem Institut für Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (Community-Campus-Partnership).

Methode::

Für die Begleitforschung des Verstetigungsprozesses und der Kapazitätsentwicklung („community capacity building“) werden mit dem im Projekt entwickelten KEQ-Instrument (Kapazitätsentwicklung im Quartier) die Umsetzungs- und Strukturbildungsprozesse quantitativ gemessen (Fragebogen mit 52/31 Items, Vergleich 2011/2015; T3/N = 24, T4/N = 33) und im Zeitverlauf miteinander verglichen. Zur Ergänzung der quantitativen Erhebung wurden qualitative leitfadengestützte Experteninterviews mit zentralen Akteuren (N = 11) im Quartier zur Bewertung der Verstetigungsphase ausgewertet. Aus beiden Studien liegen verknüpfbare Ergebnisse vor.

Ergebnisse::

Für die Stadtteilentwicklung und Gesundheitsförderung im Quartier sind die KEQ-Einschätzungen nach wie vor positiv. Dies ist eine Bestätigung dafür, dass der Prozess der Kapazitätsentwicklung in der Lenzsiedlung in eine Verstetigungsphase getreten ist, in der trotz des Auslaufens des Programmes „Lenzgesund“ im Jahre 2012 Interventionen, Projekte und Angebote nachhaltig abgesichert werden konnten. Dies wird auch in den qualitativen Interviews deutlich. Allerdings zeigt sich, dass hier spezifische politische Entscheidungen wirksam sind, die auf Programmebene vorher nicht planbar waren. Alle Ergebnisse wurden und werden den Akteuren und Gremien vor Ort präsentiert und mit ihnen diskutiert.

Diskussion::

Wie können in der Lebenswelt Kommune/Stadtteil/Quartier adressatenspezifische Interventionen erfolgreich umgesetzt und nachhaltig abgesichert werden? Was braucht es, um eine wirkliche Verstetigung zu gewährleisten? Welche Rolle kommt dabei dem ÖGD zu?