Wie aus Daten Taten werden können: Einfluss der Gesundheitsberichterstattung auf das Agenda Setting

Hintergrund::

Agenda Setting, das heißt die Frage, wie aus einem gesundheitlichen Problem ein gesundheitspolitisches Thema wird, beschäftigt Akteure an der Schnittstelle zwischen Politik und Gesundheitswissenschaften. Um Gesundheit „für alle“ gestalten zu können und gesundheitliche Probleme gemeinschaftlich angehen zu können, bedarf es eines gemeinsamen Problembewusstseins.

Methode::

Durch die Aufbereitung und Kommunikation von regionalen Gesundheitsdaten kann ein gemeinschaftliches Problembewusstsein geschaffen werden, was zur Entwicklung gemeinsamer Werte auf kommunaler Ebene führen kann. Der Annahme des symbolischen Interaktionismus folgend, handeln die Akteure auf Grundlage der Bedeutung, die ein Gesundheitsproblem für sie hat. Diese Bedeutung entsteht durch soziale Interaktion und kann durch interpretative Prozesse verändert werden. Die Gesundheitsregion^plus Landkreis Günzburg versucht, für diesen Prozess der sozialen Konstruktion der Bedeutungsherstellung, die regionale Gesundheitsberichterstattung als ein Instrument einzusetzen.

Ergebnis::

Die Gesundheitsregion^plus Landkreis Günzburg besteht neben einem Gesundheitsforum und Arbeitsgruppen aus einer Geschäftsstelle, die die kommunale Gesundheitsberichterstattung für den Landkreis vornimmt. Bezüglich der Herstellung eines Problembewusstseins ist es für die Akteure vor Ort relevant, dass es eine regionale Berichterstattung gibt, da lokale Problemlagen direkter erfahrbar sind. Um das Agenda Setting zu erreichen, kommuniziert die Gesundheitsregion^plus die Ergebnisse der Berichterstattung auf verschiedensten Wegen. Berichte im Kreistag, Radiointerviews, Fernsehinterviews, Pressemitteilungen, Internetveröffentlichungen, Zeitungsinserate und persönliche Gespräche übernehmen die Thematisierungsfunktion. Am Beispiel des Problems „hoher Anteil adipöser Kinder“ konnte im Landkreis Günzburg gezeigt werden, wie die Gesundheitsberichterstattung auf das Agenda Setting Einfluss genommen hat. Mittels der Gesundheitsberichterstattung wurde zunächst ein Bedarf aufgezeigt. Durch interpretative Prozesse und einen von den Medien mitgestalteten Diskurs über die Thematik, entstand ein öffentliches Problembewusstsein. Auf diese Weise wurde aus der gesundheitlichen Problematik ein gesundheitspolitisch bedeutsames Thema. Nachdem die Bedeutung und das gemeinschaftliche Problembewusstsein sozial hergestellt waren, folgten gesundheitspolitische Handlungen und konkrete Maßnahmen, wie weitere Befragungen, die Einrichtung von Sportangeboten und die Entwicklung eines Konzepts für Schulen und Kindergärten.