Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601922
3. Mai 2017
Freie Themen – Umwelt und Gesundheit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Abschätzung einer möglichen Belastung der Anwohner durch quecksilberkontaminierte Böden: Ein Beispiel aus der Schweiz

D Imo
1   Universität Zürich UZH, Zürich
,
R Schierl
2   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, München
,
S Muff
1   Universität Zürich UZH, Zürich
,
K Byber
3   Universitätsspital Zürich, Zürich
,
C Hitzke
3   Universitätsspital Zürich, Zürich
,
M Bopp
1   Universität Zürich UZH, Zürich
,
M Maggi-Beba
3   Universitätsspital Zürich, Zürich
,
S Böse-O'Reilly
4   Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Institut für Informationssysteme des Gesundheitswesens, München
,
L Held
1   Universität Zürich UZH, Zürich
,
H Dressel
5   Universität Zürich, Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Zürich
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Zielsetzung::

Im Schweizer Kanton Wallis gibt es ein Gebiet mit teilweise stark quecksilberbelasteten Parzellen, auch in Wohngebieten. Neben der Beschäftigung mit den Folgen für die Umwelt wurde die Frage nach möglichen gesundheitlichen Auswirkungen aufgeworfen. Ziel der Untersuchung war die Abschätzung der Quecksilberbelastung der Bewohner durch die Böden mithilfe von Human-Biomonitoring sowie weiterer vorhandener Informationen.

Methode::

Es wurden 64 Mütter (25 – 55 Jahre) und 107 Kinder (2 – 11 Jahre) untersucht. Human-Biomonitoring wurde für Quecksilber in Urin und Haar mittels AAS (FIMS 100) durchgeführt, mögliche Störfaktoren wurden mithilfe eines Fragebogens erfasst. Die Quecksilberbodenwerte wurden vom Kanton Wallis zur Verfügung gestellt. Untersuchungen von anderen Institutionen in diesem Kontext, z.B. Luft- und Wassermessungen, wurden ggf. berücksichtigt. Es erfolgte ein regelmäßiger Austausch über den Studienablauf, z.B. mit Vertretern des Kantons und Vertretern der betroffenen Anwohner.

Ergebnis::

Mütter in unserer Studie hatten im geometrischen Mittel (GM) 0,22 µg/g Kreatinin Quecksilber in Urin, wobei das 95. Perzentil (P95) 0,85 µg/g Kreatinin betrug. Kinder hatten im GM 0,16 µg/g Kreatinin und das P95 lag bei 0,56 µg/g Kreatinin. Im Haar hatten Mütter ein GM von 0,21 µg/g (P95 0,94 µg/g). Das GM für Quecksilber im Haar bei Kindern betrug 0,18 µg/g (P95 0,60 µg/g). Eine Assoziation zwischen Quecksilberbodenwerten und Quecksilber-Biomonitoringwerten konnte nicht nachgewiesen werden. Andere vorhandene Untersuchungen sprachen ebenfalls nicht für eine relevante Quecksilberaufnahme über den Boden.

Schlussfolgerung::

Im Vergleich mit gesundheitsbezogenen Werten und internationalen Referenzwerten und unter Berücksichtigung der weiteren vorliegenden Informationen ließen sich zum jetzigen Zeitpunkt keine Hinweise für eine relevante Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung durch Quecksilber aus dem Boden im Rahmen des normalen Umweltkontaktes finden. Für die vorliegende Untersuchung war der Austausch mit verschiedenen regionalen und lokalen Vertretern und die Kenntnis von anderen parallel durchgeführten Studien wichtig.