Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601915
3. Mai 2017
Meldewesen und Infektionsschutz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

DEMIS – Deutsches Elektronisches Meldesystem für den Infektionsschutz

M Diercke
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
M Askar
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
J Breidenbach
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
V Melde
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
G Kirchner
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
A Gilsdorf
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
H Claus
1   Robert Koch-Institut, Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Zielsetzung::

Mit dem Deutschen Elektronischen Meldesystem für den Infektionsschutz (DEMIS) wird das existierende Meldesystem gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) weiterentwickelt und verbessert. Insbesondere soll beginnend bei den Meldenden eine durchgängig elektronische Informationsverarbeitung ermöglicht werden.

Methode::

Die Entwicklung und Implementierung soll innerhalb einer Projektlaufzeit von 5 Jahren bis Ende 2020 erfolgen. Das RKI wurde vom BMG beauftragt, das Projekt federführend durchzuführen. Dabei arbeitet es eng mit den Akteuren im Meldewesen zusammen. Hier spielt die Einbindung des ÖGD eine zentrale Rolle.

Ergebnis::

Eine Novellierung des IfSG wird vom BMG vorbereitet und mit den Ländern abgestimmt, um die rechtlichen Rahmenbedingungen für DEMIS festzulegen. Parallel wird das technische Grobkonzept ausgearbeitet. Die elektronische Meldung durch die Melder soll automatisiert über definierte Schnittstellen vom Labor- bzw. Arztinformationssystem oder über ein Webportal an DEMIS erfolgen. DEMIS wird aus verschiedenen Komponenten bestehen: dem Verteilungsdienst, Informationsdienst und Konfigurationsdienst. Der Verteilungsdienst ist für die Entgegennahme der Meldungen, Verschlüsselung und Entschlüsselung sowie Verteilung der Informationen an die entsprechenden Akteure zuständig. Der Informationsdienst stellt Daten als Feedback für die Anwender und zur Veröffentlichung zur Verfügung. Der Konfigurationsdienst beinhaltet das Regelwerk zur Steuerung des Systems und bietet die nötige Flexibilität, um DEMIS bei Bedarf an die epidemiologische Situation anpassen zu können. Ein Fachkreis mit Experten aus Gesundheitsämtern und zuständigen Landesbehörden soll sicherstellen, dass DEMIS die praktischen Anforderungen der Anwender im ÖGD berücksichtigt.

Schlussfolgerung::

Durch DEMIS soll der Aufwand für die Meldenden und zuständigen Behörden reduziert werden. Informationen zu meldepflichtigen Infektionskrankheiten können künftig schneller und vollständiger bei den Verantwortlichen im ÖGD vorliegen. Die Zusammenarbeit und der Datenaustausch zwischen den Beteiligten werden erleichtert, sodass auch große Infektionsereignisse effektiver bearbeitet werden können. Die frei werdenden Ressourcen können für die Umsetzung der Kernaufgaben im Infektionsschutz eingesetzt werden. Durch das erhöhte Datenaufkommen und die angestrebte höhere Meldecompliance kann es neben der oben beschriebenen Entlastung zu einer Mehrbelastung des ÖGD kommen.