Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1601904
2. Mai 2017
Workshop Krankenhaushygiene
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Antiinfektiva-Verbrauchssurveillance aus Sicht der Krankenhausapotheker

S Koch
1   Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker e.V., Landesverband Bayern, Erlangen
,
F Dörje
1   Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker e.V., Landesverband Bayern, Erlangen
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Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Die Surveillance des Antiinfektivaverbrauchs im Krankenhaus ist ein wichtiges Instrument zur Beurteilung des Verordnungsverhaltens von Antiinfektiva. Da eine Korrelation zwischen dem Antibiotikaverbrauch und der Resistenzentwicklung von Erregern besteht, gewinnt sie zunehmend an Bedeutung, insbesondere da 20 bis 30% des stationären Antibiotikaeinsatzes als inadäquat gelten [1].

Mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes 2011 (§23 Abs. 4 Satz 2) wurde die gesetzliche Verpflichtung zur Dokumentation, Überwachung und Bewertung des stationären Antiinfektivaverbrauchs geschaffen. Zielgröße ist hierbei die Verbrauchsdichte (Anzahl definierter Antiinfektiva-Tagesdosen/100 Patiententage).

Die Generierung der Verbrauchs- und Belegungsdaten erfolgt meist durch die Klinikapotheke in Zusammenarbeit mit der Krankenhausverwaltung. Eine erleichterte Auswertung bzw. bessere Darstellung der Ergebnisse kann durch die Teilnahme an einem externen Surveillanceprogramm wie dem ADKA-if-Projekt erreicht werden. Im Rahmen dieses Projektes arbeitet die Abteilung Infektiologie, Universitätsklinikum Freiburg (if) seit 2007 mit dem Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) an der prospektiven Erhebung nationaler Krankenhausverbrauchsdaten von Antiinfektiva zusammen. Die Initiative wurde vom Robert-Koch-Institut gefördert und wird inzwischen auch von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie/DGI-Sektion Antibiotic stewardship unterstützt.

Jedes am Projekt teilnehmende Krankenhaus erhält einen hausinternen Antiinfektivareport, in dem der Verbrauch quartalsweise in Form von Anwendungsdichten nach Fachabteilungen sowie Normal- und Intensivstationen dargestellt wird. Darüber hinaus werden die Daten aller teilnehmenden Krankenhäuser in jährlich erscheinenden Krankenhausvergleichsreports gegenübergestellt.

Eine nachfolgende strukturierte und detaillierte Bewertung der erfassten Anwendungsdichten sowie das Ergreifen notwendiger Maßnahmen zur Regulierung des Verbrauchs am eigenen Krankenhaus sind integraler Bestandteil zur Sicherstellung eines rationalen Antiinfektivaeinsatzes.

Im Rahmen des Vortrags beim Workshop Krankenhaushygiene wird die Antiinfektiva-Verbrauchssurveillance aus Sicht der Krankenhausapotheker bewertet, das ADKA-if Projekt vorgestellt sowie einige Daten und das daraus resultierte Vorgehen am Beispiel einer Fachabteilung des Universitätklinikums Erlangen präsentiert.

[1] Kern WV, de With K. Rationale Antibiotikaverordnung – Mehr Herausforderungen als Erfolge. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2012;55:1418 – 26.