Diabetologie und Stoffwechsel 2017; 12(S 01): S1-S84
DOI: 10.1055/s-0037-1601794
Poster: *Poster + Kurzpräsentation
Typ-2-Diabetes IV – Gestationsdiabetes/Lebensstil/orale Antidiabetika/Sonstiges
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hypo- und Hyperglykämien bei einer jungen Patientin mit Morbus Wilson

N Dauth
1   Uniklinik Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt, Germany
,
V Mücke
1   Uniklinik Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt, Germany
,
A Vermehren
1   Uniklinik Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt, Germany
,
M Welker
1   Uniklinik Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt, Germany
,
K Badenhoop
1   Uniklinik Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt, Germany
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Publication History

Publication Date:
05 May 2017 (online)

 

Hintergrund:

Morbus Wilson ist eine autosomal-rezessive Störung des hepatischen Kupferstoffwechsels mit vermindertem Einbau des Kupfers in das Transportprotein Coeruloplasmin und ddamit toxischer Akkumulation von Kupfer. Ursächlich ist eine Mutation in der kupfertransportierenden ATPase (ATP7B).

Die klinische Ausprägung ist sehr variabel, betroffen sind v.a. Leber, Gehirn und Augen. Endokrinologische Manifestationen sind selten, beschrieben sind insbesondere Amenorrhoe und testikuläre Dysfunktion.

Case report:

Wir berichten über eine 39-jährige Taiwanesin, bei der Mitte 2016 die Erstdiagnose einer kompensierten Leberzirrhose gestellt wurde. Bei positivem Ferrenci-Score von 8 Punkten sowie passender Histologie in der Leberbiopsie wurde die Diagnose eines Morbus Wilson gestellt und eine entsprechende Therapie begonnen. Extrahepatische Manifestationen fanden sich im ZNS in Form der klassischen Kupferablagerungen in den Basalganglien. Im Dezember 2016 berichtete die Patientin über rezidivierende Hypoglykämien unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Die Aufzeichnung des Gewebezuckerverlaufes mittels kontinuierlicher Glukosemessung (CGM, Dexcom) ergab neben Hypoglykämien auch Blutzuckerwerte > 200 mg/dl. Das basale Serumcortisol war erniedrigt (2,5ug/dl) mit unzureichendem Anstieg im ACTH-Stimulationstest (16 ug/dl). Bei niedrigem basalem ACTH (7,5 pg/ml) wurde die Diagnose einer sekundären Nebennierenrindeninsuffizienz gestellt. Neben einer corticotropen ließ sich ebenso eine thyreotrope Hypophysenvorderlappeninsuffizienz nachweisen. Im OGTT fand sich eine diabetische Stoffwechsellage nach 2 Stunden, gefolgt von einer späten Hypoglykämie (61 mg/dl) nach 5 Stunden. Nach Beginn einer Hydrocortison- und L-Thyroxinsubstitution fühlt sich die Patientin deutlich leistungsfähiger.

Diskussion:

Ein Hypopituitarismus sowie eine Störung des Glukosestoffwechsels mit Hypo- und Hyperglykämien sind bislang nicht beschriebene jedoch klinisch relevante endokrinologische und metabolische Manifestationen eines Morbus Wilson mit einer relativ späten Erstdiagnose. Die besondere Genotyp-Phänotyp Korrelation ist für die genetische Beratung der Patientin und ihrer Familie zu beachten.