Diabetologie und Stoffwechsel 2017; 12(S 01): S1-S84
DOI: 10.1055/s-0037-1601708
Poster: *Poster + Kurzpräsentation
Versorgungsforschung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Typ-2-Diabetiker, die in mehreren Disease-Management-Programmen (DMP) gleichzeitig betreut werden – eine Hochrisikogruppe. Befunde aus der Region Nordrhein

B Hagen
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
,
S Groos
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
,
J Kretschmann
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
,
C Macare
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
,
A Weber
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
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Publication History

Publication Date:
05 May 2017 (online)

 

Einleitung:

Ein Großteil der älteren, hausärztlich betreuten Patienten ist multimorbid, viele werden auch gleichzeitig innerhalb mehrerer DMP betreut. Untersucht wurde, wie groß diese Patientengruppe ist, welche besonderen Erkrankungsmerkmale sie aufweist und inwieweit es sich um ein besonderes Risikokollektiv für kardio-vaskuläre Ereignisse handelt.

Methoden:

Querschnittanalyse aller Patienten, die 2015 in Nordrhein parallel in den DMP Diabetes mellitus Typ 2 (D2), Koronare Herzkrankheit (KH) und COPD (CO) betreut wurden. Berechnet wurden logistische Regressionsmodelle für die Inzidenz eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls.

Ergebnisse:

19,5% der 528.064, im DMP D2 betreuten Patienten wurden auch im DMP KH, 7% im DMP CO und 13.313 (2,5%) in allen drei DMP betreut. Gegenüber Patienten, die ausschließlich im DMP D2 betreut wurden, waren mehrfach betreute Patienten deutlich älter (mittleres Alter D2: 67,4; D2+KH: 73,2; D2+KH+CO: 72,5J). Mehrfachbetreute Patienten litten zudem wesentlich häufiger unter Folgekomplikationen (Neuro-, Nephro-, Retinopathie, D2: 30,7; D2+KH: 40,7; D2+KH+CO: 39,7%; chronische Herzinsuffizienz, D2: 5,3; D2+KH: 19,3; D2+KH+CO: 26,7%; AVK, D2: 6,8; D2+KH: 17,1 D2+KH+CO: 20,5%). Das Risikoverhältnis für einen neuen Herzinfarkt (D2+KH: OR 7,92 (7,43 – 8,43); D2+KH+CO: OR 6,72 (5,97 – 7,56) oder Schlaganfall (D2+KH: OR 1,40 (1,32 – 1,48); D2+KH+CO: OR 1,53 (1,35 – 1,72) seit 2011 war gegenüber D2-Patienten stark erhöht.

Schlussfolgerungen:

In mehreren DMP betreute Patienten leiden in beträchtlich höherem Ausmaß an Folgekomplikationen und weisen ein erhöhtes Risiko für einen neu auftretenden Herzinfarkt oder Schlaganfall auf. Sowohl auf Ebene der zukünftigen DMP-Ausgestaltung als auch hinsichtlich der Weiterentwicklung nationaler Versorgungsleitlinien ist diese wachsende Patientengruppe stärker zu berücksichtigen.