Diabetologie und Stoffwechsel 2017; 12(S 01): S1-S84
DOI: 10.1055/s-0037-1601707
Poster: *Poster + Kurzpräsentation
Versorgungsforschung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stoffwechseleinstellung bei Typ-1-Diabetikern. Befunde aus den Disease-Management-Programmen (DMP) in Nordrhein-Westfalen

S Groos
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
,
C Kloos
2   Universitätsklinikuum Jena, Klinik Innere Medizin III, FB Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
,
J Kretschmann
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
,
C Macare
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
,
A Weber
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
,
N Müller
2   Universitätsklinikuum Jena, Klinik Innere Medizin III, FB Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
,
UA Müller
2   Universitätsklinikuum Jena, Klinik Innere Medizin III, FB Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
,
B Hagen
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany
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Further Information

Publication History

Publication Date:
05 May 2017 (online)

 

Hintergrund:

Das Auftreten und Fortschreiten diabetesbedingter Folgekomplikationen zu verhindern ist eines der zentralen Therapieziele bei Typ-1-Diabetes. Gleichzeitig erhöht eine strenge glykämische Kontrolle das Risiko schwerer Hypoglykämien. Untersucht wird daher die Stoffwechselsituation bei Typ-1-Diabetikern.

Methodik:

Datengrundlage sind die Dokumentationen von 44.995 Typ-1-Diabetikern, die im Jahr 2014 an den DMP in Nordrhein und Westfalen-Lippe teilnahmen. Differenziert nach Alter und Geschlecht werden HbA1c-Werte und Hypoglykämie-Prävalenzen dargestellt. Die Prädiktoren des Auftretens schwerer Hypoglykämien werden in einem multivariaten logistischen Regressionsmodell geschätzt.

Ergebnisse:

48,4% der Typ-1-Diabetiker weisen einen HbA1c-Wert ≤7,5% auf, bei 23,4% der Patienten liegt er über 8,5%. Von der Pubertät bis ungefähr zum 30. Lebensjahr gelingt die Stoffwechseleinstellung besonders schlecht. Frauen ab ca. 50 Jahre haben höhere HbA1c-Werte als Männer. Schwere Hypoglykämien wurden 2014 bei 3,8% der Patienten dokumentiert; am häufigsten bei Patienten > 60 Jahre (4,7%). Die Prävalenz hängt ebenfalls vom HbA1c-Vorjahreswert ab (≤7,5%: 4,9%; > 10%: 2,9%). Vorangegangene Hypoglykämien sind der bedeutsamste Risikofaktor für darauffolgende (OR 10,6; CI 9,3 – 12,0), ebenso erhöht sich das Risiko bei Vorliegen diabetesbedingter Folgeerkrankungen (1,4; 1,3 – 1,6) bzw. kardio-vaskulärer Begleiterkrankungen (1,2; 1,0 – 1,4). Das Risiko sinkt mit steigenden HbA1c-Werten im Vorjahr (für < 8,5%: 0,6; 0,5 – 0,8) sowie bei starkem Übergewicht (0,8; 0,7 – 0,9).

Schlussfolgerung:

Fast die Hälfte der Typ-1-Diabetiker liegt hinsichtlich ihres HbA1c-Werts im von den Leitlinien empfohlenen Bereich. Jedoch erleiden 5% dieser Patienten schwere Hypoglykämien. Der aus der Literatur bekannte Einfluss vorangegangener Hypoglykämien auf das Risiko für weitere Hypoglykämien wird bestätigt.