Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601547
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der beeindruckende Verlauf eines sekundär cerebral und hepatisch metastasierten Mammakarzinoms

A Aichner
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
,
T Link
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
,
P Wimberger
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Zielsetzung; Eine cerebrale Metastasierung ist meist mit einer deutlich eingeschränkten Prognose und kurzen Überlebenszeiten assoziiert. Trotz Metastasenchirurgie, stereotaktischer und/oder Ganzhirn-Radiatio ist die Rezidiv- und Progressionswahrscheinlichkeit hoch. Hinzukommende systemische Metastasierungen verschlechtern die prognostischen Aussichten weiter. In Abhängigkeit vom Subtyp und einem individuellen Vorgehen lassen sich im Einzelfall aber lange Remissions- und Überlebenszeiten erreichen, was den Stellenwert der medikamentösen Tumortherapie bei cerebraler Metastasierung demonstriert.

Materialien und Methoden:

Es erfolgt eine Fallvorstellung zur Veranschaulichung eines besonderen Krankheitsverlaufes einer aktuell 54-jährigen Patientin mit sekundär cerebral und hepatisch metastasiertem Hormonrezeptor-negativem, Her2/neu-positivem Mammakarzinom.

Ergebnisse:

Nach Erstdiagnose eines NST- Mammakarzinoms 1994 (ER 0%, PR 0%, HER2/neu positiv) erfolgte die Brusterhaltende Therapie mit axillärer Lymphonodektomie sowie eine adjuvante Chemotherapie und die Radiatio der Resbrust mit Lymphabflusswegen. Im März 1999 kam es zur Erstdiagnose einer solitären cerebralen Metastase rechts frontal. Es erfolgte die operative Exstirpation. Unter anschließender endokriner Therapie mit Tamoxifen in Kombination mit GnRH zeigte sich im Dezember 1999 ein cerebrales Rezidiv, welches mittels stereotaktischer Radiatio behandelt wurde. Im Juni 2000 wurde ein erneutes Rezidiv der Hirnmetastase festgestellt. Dieses wurde erneut operativ entfernt. Im Anschluss erfolgte eine palliative Chemotherapie mit Paclitaxel weekly über zwölf Zyklen bis März 2001. Bereits im Juni 2001 zeigte sich ein weiteres Rezidiv rechts frontal sowie eine zweite Metastase links frontal. Trotz anschließender Ganzhirnbestrahlung trat im April 2002 ein Rezidiv der links-frontalen Metastase auf, welches erneut erfolgreich operativ entfernt werden konnte (ER: 80% (IRS 12), PR: 5%, (IRS 2), HER2/neu: 3+). Im Juli 2004 wurde die Erstdiagnose einer singulären Lebermetastase gestellt. Unter systemischer Therapie mit Docetaxel sowie Capecitabine war diese regredient und konnte mittels Lebersegmentresektion erfolgreich entfernt werden (ER; 80% (IRS 12), PR: 5% (IRS 2), HER2/neu: 3+). Die Patientin ist bis heute unter der seit 11/2000 applizierten Immuntherapie mit Trastuzumab in Kombination mit einer endokrinen Therapie rezidivfrei.

Zusammenfassung:

Dieser Kasus soll einen ungewöhnlichen Krankheitsverlauf demonstrieren. Trotz Erstdiagnose der cerebralen Metastasierung vor 18 Jahren mit insgesamt vier cerebralen Rezidiven sowie hepatischer Metastasierung konnte unter der nebenwirkungsarmen Therapie mit Trastuzumab sowie einer endokriner Therapie eine sehr lange Erkrankungsremission mit Stabilität seit 13 Jahren erreicht werden.