Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601546
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erythema migrans der Mamma – Fallberichte aus der senologischen Sprechstunde

A Wolf
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
,
A Petzold
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
,
C Meisel
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
,
P Wimberger
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Fragestellung:

Ein Erythema migrans ist ein charakteristischer Hautausschlag, welcher nach Übertragung des Erregers Borrelia burgdorferi oder verwandte Borrelien nach einer Infektionszeit von 5 – 29 Tagen als Lokalinfektion der Haut in Erscheinung tritt. Prädilektionsstellen bei Erwachsenen sind die Achselhöhle, Leisten und Kniekehlen. Bei einer atypischen Lokalisation im Bereich der Mamma, kann die Differenzialdiagnose hinsichtlich einer Mastitis bzw. eines inflammatorischen Mammakarzinom schwierig sein. Fallberichte aus unserer senologischen Sprechstunde sollen dargestellt werden.

Methodik:

Anhand von Fallbeispielen wird der klinische Verlauf eines Erythema migrans der Mamma mit seinem möglichen Differenzialdiagnosen aufgezeigt und die Relevanz einer gezielten Anamnese verdeutlicht.

Fall 1:

Die Vorstellung einer 51-jährigen Patientin erfolgte bei seit 2 Wochen bestehender Rötung der Mamma links ohne Anhalt für Mastitis. Nach bereits erhaltener 4-tägiger Lokaltherapie mit Cortison blieb der Befund unverändert. Eine histologische Abklärung z.A. eines inflammatorischen Mammakarzinoms wurde nun erbeten. Klinisch zeigte sich eine scharf begrenzte homogene Rötung der Mamma links unter Einbeziehung der Mamille.

Nach gezielter Anamnese gab die Patientin einen Zeckenbiss vor ca. 3 Wochen am lateralen Rand der Mamma ein. Laborchemisch konnte zudem eine akute Borrelieninfektion nachgewiesen werden.

Fall 2:

Eine 63-jährige Patientin stellte sich in der senologischen Sprechstunde vor mit einer seit 2 Wochen bestehenden Rötung der Mamma rechts im Z.n. Mammakarzinom links.

Eine Mammografie/Mammasonografie im Rahmen der Tumornachsorge einen Monat zuvor war unauffällig. Ein Zickenbiss ging der scharf begrenzten, homogenen Rötung etwa 4 Wochen voraus.

Fall 3:

Ein 48-jähriger Patient stellte sich mit einer periareolären Schwellung der Mamma rechts mit dezenter Hautrötung vor. Anamnestisch gab er ein Bagatelltrauma 6 Wochen zuvor an. Sonografisch zeigte sich retromamillär eine inhomogene echoarme Struktur mit geringer Cutisverdickung. Histologisch ergab sich ein gemischtzelliges lymphozytäres Infiltrat ohne Anhalt für Lymphom. Im Rahmen der weiterführenden Diagnostik bestand der V.a. eine akute Borrelieninfektion.

Nach eingeleiteter antibiotischer Therapie mit Doxycyclin war in allen drei Fällen der Lokalbefund im Verlauf komplett regredient.

Ergebnisse/Schlussfolgerung:

Das Erythema migrans der Mamma stellt in der senologischen Sprechstunde eine seltene Differenzialdiagnose bei Rötung der Mamma dar. Aufgrund der atypischen Lokalisation sowie dem unterschiedlichem klinischen Erscheinungsbild ist häufig erst eine gezielte Anamnese wegweisend. Nach Diagnosestellung kann eine antibiotische Therapie die völlige Regredienz der Befunde erzielen.