Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601535
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kontinuierliche Amnioninfusion über ein subkutan implantiertes Portsystem beim PPROM mit Anhydramnion < 28+0 SSW: eine internationale prospektiv-randomisierte Studie.

S Göbel
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Zentrum für Fetalchirurgie, Universitätsklinikum Halle (Saale), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
,
G Seliger
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Zentrum für Fetalchirurgie, Universitätsklinikum Halle (Saale), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
,
Y Naberezhnev
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Zentrum für Fetalchirurgie, Universitätsklinikum Halle (Saale), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
,
M Tchirikov
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Zentrum für Fetalchirurgie, Universitätsklinikum Halle (Saale), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Fragestellung:

Der frühe vorzeitige Blasensprung (engl. PPROM) im 2. Trimester verursacht durch extreme Frühgeburtlichkeit, verbunden mit dem „fetal inflammatory response syndrome“ (FIRS) und der resultierenden Lungenhypoplasie eine hohe neonatale Mortalität und Morbidität. Ziel der Studie ist die vergleichende Beurteilung der kontinuierlichen Amnioninfusionstherapie, kombiniert mit einer 7-tägigen Antibiotikabehandlung bei einem PPROM mit Oligo/-Anhydramnion zwischen 22+0 bis 28+0 SSW gegenüber der DGGG-Leitlinien-gerechten Antibiotikatherapie.

Methoden:

Die Patientenanzahl beträgt 48, bestehend aus einer Fall- und Kontrollgruppe zu je 24 Personen. Einschlusskriterien sind Einlingsschwangerschaften mit klassischem PPROM und Oligo/-Anhydramnion zwischen 22/0 bis 28/0 SSW. Ausschlusskriterien sind fetale chromosomale Anomalien, Fehlbildungen, hoher Blasensprung, V.a. AIS, Wehentätigkeit.

Primärer Endpunkt ist der Vergleich der Therapieansätze bezüglich der zeitlichen Latenz zwischen Blasensprung und Geburt in Tagen sowie das Auftreten von FIRS. Die sonografisch überwachte Port-Implantation erfolgt subkutan in Lokalanästhesie. Für die dauerhafte Amnioninfusion (100 ml/h) wird eine hypotone Lösung als Fruchtwasserersatz (J Perinat Med 2013;41:657 – 63) eingesetzt. Die Patientenrekrutierung ist bis Ende 2019 abgeschlossen.

Ergebnisse:

In einer früheren retrospektiven Analyse zeigte sich nach kontinuierlicher Amnioninfusion von bis zu 2,4 Litern pro Tag („flush-out“) eine signifikante Verlängerung des PPROM-Entbindungs-Intervalls auf 49 Tage und ein günstigeres neonatales Outcome ohne Nachweis von Lungenhypoplasie oder Kontrakturen.

Schlussfolgerung:

Das Ausschwemmen von Bakterien und Entzündungsprodukten aus der Amnionhöhle durch die Amnioninfusionstherapie kann die Schwangerschaft verlängern, Lungenhypoplasie verhindern und das neonatale Outcome deutlich verbessern. Dies wird durch die Studie untersucht.

Im Zentrum für Fetalchirurgie der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wurden bereits Ärzte aus 5 Ländern in der Methode der Port-Implantation unterrichtet. Finanzierung: Zentrum für Fetalchirurgie, Universitätsklinikum Halle und Russian Science Foundation, Grant-Nr. 15 – 15 – 00137.