Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601499
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

GyneFix® – eine sichere hormonfreie Alternative?

C Rößner
1   Sana Kliniken Leipziger Land, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
,
R Robel
1   Sana Kliniken Leipziger Land, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Fragestellung:

Bei der Vorstellung einer 31-jährigen Patientin (II Gravida/II Para) zur Kontrollsonografie nach GyneFix® – Einlage ist das Cavum uteri leer. Das GyneFix® wurde eine Woche zuvor komplikationslos eingelegt. In der sonographischen Darstellung lag das GyneFix® orthotop. Die Patientin berichtete postinterventionell lediglich von diskreten Unterbauchschmerzen, ein Verlust der sogenannten Kupferkette war nicht eruierbar.

Methode:

In der Vaginal- sowie Abdominalsonografie lässt sich das GyneFix® nicht lokalisieren. In der Abdomenübersichtsaufnahme stellt sich eine intraabdominal liegende Kupferkette dar, weshalb der Entschluss zur Laparoskopie gefasst wird. Intraoperativ zeigt sich eine Uterusperforation im Fundusbereich. Das GyneFix® ist an einem Ileumschlingen-Konglomerat fixiert. Nach Dissektion der adhärenten Ileumschlingen gelingt die Darstellung der Kupferkette, wobei das Fadenende in das Mesenterium der Ileumschlinge perforiert. Nach Entfernung des GyneFix® erfolgt die Übernähung der Läsion mit einer Lahodny-Naht. Der postoperative Verlauf gestaltet sich problemlos.

Ergebnisse:

Im November 2016 wurde durch Xu et al. (1) ein ähnlicher Fall vorgestellt, wodurch deutlich wird, dass Komplikationen nach GyneFix®-Einlage kein Einzelfall sind. Möglicherweise wird bereits durch die Applikationsmethode im Myometrium eine Läsion gesetzt, wonach durch kontinuierlichen Zug des Knotens eine Penetration erleichtert wird. Die Gefahr des GyneFix® liegt allerdings nicht nur in der Penetration an sich, sondern an dem Applikationsknoten am Ende der Kupferkette. Dieser scheint Dünndarmschlingen asymptomatisch perforieren zu können, was mit den Risiken eines akuten Abdomens oder einer Darmresektion assoziiert sein kann.

Schlussfolgerung:

Beim Entschluss zur kupferhaltigen Kontrazeption sollte die Nutzung des GyneFix® kritisch hinterfragt werden, da durch die Applikationsmethode und den Aufbau des Präparates ein erhöhtes Komplikationsrisiko entsteht. Bei den etablierten kupferhaltigen IUDs ist das Perforationsrisiko zwar auch gegeben, aber eine Darmbeteiligung mit Perforation von Darmschlingen deutlich geringer. Eine engmaschige Kontrolle der Patientin nach GyneFix®-Einlage ist auf Grund der unspezifischen Begleiterscheinungen nach möglicher Perforation dringend anzuraten.

[1] Xu F., Kraml E.-M., Maier J., Reisenberger K., Frauenarzt 57 (2016) Nr. 11 1032