Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(02): 192-200
DOI: 10.1055/s-0036-1597741
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Interkulturelle Arzt-Patienten-Kommunikation. Historische Bedingungen und ein aktuelles Beispiel

PU Unschuld
1   Horst-Görtz-Stiftungsinstitut für Theorie, Geschichte und Ethik Chinesischer Lebenswissenschaften, Charité, Campus Mitte, Berlin
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Publication Date:
06 March 2017 (online)

 

Ein Arzt ist ein Arzt, und ein Patient ist ein Patient. So möchte der Außenseiter meinen. Heute wissen wir, dass innerhalb einer Gesellschaft die Patienten und die Ärzte sehr unterschiedlich sein können und die Kommunikation in der persönlichen Arzt-Patienten Begegnung keineswegs einem einheitlichen Muster folgen kann. Bildungsgrad, Anspruchshaltung, psychische Belastung und viele andere Facetten mehr bedingen eine Herausforderung an die kommunikativen Fähigkeiten eines Arztes, die kaum zu unterschätzen ist. Um wieviel mehr gilt dies im interkulturellen Bereich. Die Arzt-Patienten-Beziehung hat sich in jedem Land, in jedem kulturellen Umfeld auf eigene Art entwickelt. Eine Kommunikation Arzt-Patient in Frankreich oder den USA ist in der Regel sehr verschieden von einer vergleichbaren Begegnung in einer deutschen Praxis. Dieser Vortrag spricht die historischen und gesellschaftlichen Bedingungen an, die eine Arzt-Patienten-Beziehung und somit vor allem auch die Kommunikation zwischen beiden Seiten prägen. Darüber Bescheid zu wissen ist nicht zuletzt deshalb von zunehmender Aktualität, weil im Rahmen der Entwicklung unseres Gesundheitswesens hin zu einer „industriellen Gesundheitswirtschaft“ die „Kunden“-Acquise von wachsender kommerzieller Bedeutung ist. Gern gesehen sind vor allem solche „Kunden“, die auf der „Comfort“-Station der Krankenhäuser besonders anspruchsvolle Aufenthaltsbedingungen vorfinden und dafür auch entsprechende finanzielle Gegenleistungen erbringen. Am Beispiel eines Patienten aus einem fremdkulturellen Kontext spricht dieser Vortrag mehrere Bereiche an, die die herkömmliche Arzt-Patienten-Beziehung sprengen und nicht zuletzt mit kommunikativen Barrieren verknüpft sind. Der Fall eines chinesischen Patienten wird erörtert, und die Bedeutung der kulturell und persönlich bedingten Eigenarten des Patienten und seiner Angehörigen, des Geldes, der Sprache, der Raumgestaltung, der Psyche, des behandelnden Personals, der ärztlichen Kollegen und der Technik werden an Hand eines konkreten Falles angesprochen.