Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(02): 192-200
DOI: 10.1055/s-0036-1597740
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Endometriumkarzinom: offene Fragen

U Ulrich
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Martin-Luther-Krankenhaus, Berlin
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Publication Date:
06 March 2017 (online)

 

Das Endometriumkarzinom (EC) ist mit etwa 11 000 Neuerkrankungen pro Jahr das häufigste Genitalmalignom der Frau in Deutschland. Da es bisher keine effektive Früherkennung durch eine geeignete Reihenuntersuchung gibt, wird von einer „Suche“ nach EC durch vaginalsonographische Beurteilung des Endometriums bei asymptomatischen Frauen abgeraten. Eine histologische Abklärung ist bei Postmenopausenblutungen angezeigt. Während im deutschsprachigen Raum die Hysteroskopie mit fraktionierter Abrasio als Standard gilt, ist in anderen Ländern die Endometriumgewinnung durch die Pipelle Methode der Wahl. In Studien konnte keine Überlegenheit der Hysteroskopie/Abrasio gezeigt werden. Histologisch überwiegen die endometrioiden EC (in 70 – 80%). Die high-grade serösen EC werden als eigene Entität angesehen. Mischformen (endometrioid-serös u.a.) werden möglicherweise nicht ausreichend gewürdigt; im eigenen Patientengut traten sie zu fast 10% auf. Bei endometrioidem EC im Stadium FIGO I zeigt das laparoskopische Vorgehen das gleiche Gesamt- und krankheitsfreie Überleben wie die Laparotomie bei gleicher postoperativer Langzeitmorbidität ist gleich. Es gibt keine qualitativ befriedigenden Studien, um valide Aussagen bzgl. der präoperativen Beurteilung der Lymphknoten durch bildgebende Verfahren treffen zu können. Die intraoperative Beurteilung durch Schnellschnittuntersuchung wird durch einige Arbeitsgruppen empfohlen, im deutschsprachigen Raum allerdings in den letzten Jahren abgelehnt. Insofern resultierte ein zweizeitiges Vorgehen nach Beurteilung des Hysterektomiepräparates, wenn sich aus der präoperativen Histologie und Stadieneinschätzung noch keine Indikation zur Lymphadenektomie ergab. Ob bei angezeigter Lymphknotenentfernung in jedem Falle die paraaortale Resektion bis zum Nierenstiel durchgeführt werden sollte, erscheint angesichts großer Datenbanken fragwürdig. Die Sentineltechnik ist beim EC noch kein Standardverfahren. Die Addition von Indocyaningrün (ICG) mit Nahinfrarot (NIR) Fluoreszenzimaging könnte die Sentineltechnik verfeinern, hierbei werden Detektionsraten von 96% beschrieben. Studien von mittlerer Qualität zeigen, dass eine postoperative Chemotherapie die Überlebenszeit gegenüber einer alleinigen Radiotherapie um 25% im Stadium III und IV verbessern kann. Die AGO empfiehlt, dass alle Patientinnen im Stadium FIGO IB G3, FIGO II und III sowie alle serösen und klarzelligen EC sequentiell zur Radiotherapie eine Chemotherapie erhalten sollten. Die meisten Erfahrungen liegen hierbei für die Kombination eines Platinpräparates mit Paclitaxel vor.