Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(02): 192-200
DOI: 10.1055/s-0036-1597730
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Meinungsbild von Berliner Frauenärztinnen und -ärzten zur Pille danach vor und nach der Rezeptfreiheit im Vergleich

L Herrmann
1   Klinik für Gynäkologie, Charité, Campus Virchow-Klinikum, Berlin
,
VDA Gunawan
1   Klinik für Gynäkologie, Charité, Campus Virchow-Klinikum, Berlin
,
M David
1   Klinik für Gynäkologie, Charité, Campus Virchow-Klinikum, Berlin
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Publication Date:
06 March 2017 (online)

 

Im März 2015 wurde in der Bundesrepublik Deutschland die Rezeptpflicht für die „Pille danach“ abgeschafft. Über einige Jahre war die mögliche Abschaffung der Rezeptpflicht in der Öffentlichkeit als auch unter Fachleuten kontrovers diskutiert worden Das relativ enge zeitliche Wirkfenster war einer der Hauptgründe, die bestehende Rezeptpflicht abzuschaffen und den betroffenen Frauen einen schnellen Zugang zur oralen postkoitalen Kontrazeption zu ermöglichen. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe hatte sich gemeinsam mit dem Berufsverband der Frauenärzte bis zuletzt ausdrücklich gegen die Abschaffung der Rezeptpflicht ausgesprochen. Ein Meinungsbild Berliner Frauenärzte/-innen zur „Pille danach“ war bereits 2013 erfasst worden. Es werden Ergebnisse einer erneuten Befragung nach Freigabe dar und vergleicht diese mit der Vorstudie. Allen Mitgliedern der Berliner Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe wurde per Email ein zweiseitiger Fragebogen zugeschickt. Der Fragebogen bestand aus einem ersten, soziodemografischen, sowie einem zweiten, speziellen Teil. Teil 1 war mit dem Fragebogen von 2013 identisch. In Teil 2 wurden die Akzeptanz zur Anwendung der „Pille danach“ bei unterschiedlichen Szenarien, die Meinung zur rezeptfreien Abgabe, eine mögliche Meinungsänderung sowie eigene Erfahrungen und Meinungen seit Freigabe erfragt. Von 492 angeschriebenen BGGG-Mitgliedern wurden 51 Fragebögen zurückgesandt (Rücklaufquote 2013: 37%). Bei Auswertung der soziodemografischen Daten zeigte sich, dass deutlich mehr jüngere Mitglieder (< 50 Jahre 2015: 49%; 2013: 39%) teilnahmen. Auch war aktuell der Anteil der Klinikärzte deutlich größer (2015: 51% vs. 2013: 25%). Es zeigt sich, dass 2015 deutlich mehr Befragte uneingeschränkt für die rezeptfreie Abgabe der Pille danach waren (2015: 41% vs. 2013: 23%). Die Akzeptanz unterschiedlicher Szenarien für die Pille danach hat sich nicht wesentlich geändert. Im Vergleich zu 2013 war sich eine gestiegene Akzeptanz zur „Pille danach“ sowie eine breite Zustimmung zur Abschaffung der Rezeptpflicht nachweisbar. Es sollte eine Begleitforschung zum Nachfrage- und Verhütungsverhalten im Kontext der „Pille danach“ in Deutschland geben.