Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(02): 192-200
DOI: 10.1055/s-0036-1597725
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erfahrungen bei der Planung eines Mutter-Kind-Zentrums in Katar

JW Dudenhausen
1   Klinik für Geburtsmedizin, Charité, Berlin
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Publication Date:
06 March 2017 (online)

 

Der frühere Emir von Katar Hamad formulierte 2008 die Nationale Vision für Katar für 2030. Zum Erreichen dieser Vision schlug er ein Mutter-Kind-Zentrum „Sidra Medical and Research Center“ mit 10.000 Geburten pro Jahr vor, das in Zusammenarbeit mit Weill Cornell Medicine New York als Lehrkrankenhaus in Doha geplant wurde. Später wurde der Bedarf gesehen, einen klinisch Erfahrenen im Planungsprozess ständig vor Ort zu haben. Nach Übernahme dieser Aufgabe waren meine Hauptaufgaben neben der Organisation der geburtshilflichen und gynäkologischen Klinik von Sidra die schriftliche Fixierung von Leitlinien und Prozeduren, die Entwicklung eines Electronical Medical Records, die Auswahl von etwa 180 Geburtshelfern und Gynäkologen weltweit, die Entwicklung und Gründung einer Ethikkommission von Sidra sowie die Etablierung einer kontinuierlichen medizinischen Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren. Dabei waren die kulturellen Besonderheiten eines Landes zu berücksichtigen, dass in kurzer Zeit von einer Beduinenbevölkerung zu einer Gesellschaft von 2,2 Millionen Einwohnern mit etwa 15% Katari wuchs, die etwa zu 90% in der Hauptstadt Doha lebt.

Katar ist ein muslimischer Staat, der von dem 36-jährigen Emir Tamin bin Hamad Al Thani geleitet wird, der die Staatsführung 2013 von seinem Vater übernahm. Die Scheicha und Mutter des Emirs, Musa bint Nasser Al Missned, führt seit 1995 die Qatar Foundation, eine Stiftung, mit der Katar zu einem weltweit bedeutenden Wissens- und Forschungsstandort ausgebaut werden soll. Die Qatar Foundation investiert und engagiert sich beispielsweise bei der Qatar National Library, bei Qatar Philarmonic Orchestra, bei der Qatar Diabetes Association und in Education City, einem Universitätscampus mit 6 Niederlassungen amerikanischer Universitäten wie zum Beispiel der Weill Cornell Medicine als medizinische Fakultät.

Um die große Zahl der ausländischen Mitarbeiter mit den kulturellen Besonderheiten der islamischen Bevölkerung vertraut zu machen, habe ich eine Vorlesungsreihe zusammen mit einem Islamgelehrten zum Thema ‚Islam und Medizin‘ in regelmäßigen Abständen in Sidra organisiert. Darüber hinaus war die Fortbildung der Ärzteschaft Katars im Fokus der Bemühungen. Ich habe eine Symposiumserie mit Themen aus der Geburtshilfe, Reproduktionsmedizin und Pädiatrie organisiert, die sich zunehmender Beliebtheit erfreute. Ein besonderer Höhepunkt war ein Symposium zusammen mit dem Royal College of Obstetricians und Gynecologists London „Hot Topics in Obstetrics and Gynecology“, an dem etwa 400 Ärzte aus dem arabischen Raum und Lehrende aus der ganzen Welt teilnahmen.