Z Gastroenterol 2016; 54(12): 1343-1404
DOI: 10.1055/s-0036-1597408
2. Clinical Hepatology
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prädiktion fortgeschrittener Fibrose bei Patienten mit nicht-alkoholischer Fettleber (NAFLD) – Vergleich von NAFLD fibrosis score (NFS), Fibrosis-4 (Fib-4) score und APRI

C Labenz
1   Johannes-Gutenberg Universität Mainz, 1. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
,
Y Huber
1   Johannes-Gutenberg Universität Mainz, 1. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
,
PR Galle
1   Johannes-Gutenberg Universität Mainz, 1. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
,
MA Wörns
1   Johannes-Gutenberg Universität Mainz, 1. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
,
JM Schattenberg
1   Johannes-Gutenberg Universität Mainz, 1. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
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Publication Date:
19 December 2016 (online)

 

Einleitung: Die Inzidenz und Prävalenz der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) sind in den westlichen Industrienationen stark zunehmend. Insbesondere Patienten mit fortgeschrittener Fibrose haben ein hohes Risiko des Progress der Erkrankung und eine erhöhte Mortalität. Zur Identifikation von Patienten mit fortgeschrittener Fibrose wurden neben Ultraschall-basierten Techniken auch nicht invasive Scores entwickelt, die klinische und laborchemische Merkmale kombinieren. Hierzu zählen der fibrosis-4 (Fib-4) score und der AST/Thrombozyten-Ratio-Index (APRI). Die deutsche S2K-Leitlinie zur NAFLD empfiehlt den NAFLD-fibrosis score (NFS) zur Identifikation von Patienten mit fortgeschrittener Fibrose vor einer Leberbiopsie.

Methoden: 365 NAFLD-Patienten, welche sich zwischen 2012 und 2016 in der Universitätsmedizin Mainz vorstellten, wurden in die prospektiv geführte Patientenkohorte aufgenommen. Die aktuelle Auswertung bezieht sich auf 110 dieser Patienten mit erfolgter histologischer Untersuchung.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 110 Patienten mit einem mittleren Alter von 48,2 Jahren in die Analyse eingeschlossen. 51,8% waren männlich. Die untersuchten Patienten hatten einen hohe Frequenz an metabolischen Risikofaktoren: 43 (39,1%) Patienten litten an einem manifesten Diabetes mellitus, 33 (30%) waren übergewichtig (BMI 25 – 30 kg/m2) und 63 (57,3%) adipös (BMI > 30 kg/m2), 73 (66,4%) hatten eine arterielle Hypertonie und 60 (54,5%) wiesen eine Dyslipidämie auf. Die Kriterien des metabolischen Syndroms (nach NCEP-ATP-III 2009) erfüllten 85,5%. Histologisch zeigte sich bei 13 der untersuchten Patienten ein hoher NAS Score (11,8%, NAS-score ≥5), wohingegen 97 (88,2%) einen NAS Score von < 5 aufwiesen. Bei 15 bestand eine Leberzirrhose (13,6%) und 6 Patienten hatten einen Normalbefund in der Leberhistologie. 36 (32,7%) Patienten hatten einen NFS ≥0,676 im Sinne einer hohen Wahrscheinlichkeit für fortgeschrittene Fibrose. Davon wiesen 21 Patienten eine fortgeschrittene Fibrose auf, entsprechend einem PPV von 58,3%. In der Gruppe mit intermediärer Wahrscheinlichkeit oder niedriger Wahrscheinlichkeit (NFS < 0,676) hatten 11 eine fortgeschrittene Fibrose. Der NPV lag bei 85,1%. 15 (13,6%) wiesen einen Fibrosis-4-score > 3,25 – definiert als Hochrisiko-Gruppe für fortgeschrittene Fibrose – auf. Der PPV lag bei 80%, der NPV bei 78,9%. Ein APRI-Score > 0,7 im Sinne einer fortgeschrittenen Fibrose lag bei 53 (48,2%) Patienten vor. Der PPV lag bei 45,3% und der NPV Wert bei 86%.

Schlussfolgerung: Im Vergleich zur Literatur war der PPV des NFS zur Vorhersage fortgeschrittener Fibrose in der Hochrisikogruppe nur 58,3% und der NPV in der Gruppe mit niedriger und intermediärer Wahscheinlichkeit einer fortgeschrittenen Fibrose 85,1%. Im Vergleich der Scores wies der APRI-Score den höchsten NPV auf. Die Indikation zur Leberbiopsie erscheint über die untersuchten Scores hinaus im Kontext der klinischen Beurteilung sinnhaft zur Identifikation von Patienten mit fortgeschrittener Fibrose.