Z Gastroenterol 2016; 54(12): 1343-1404
DOI: 10.1055/s-0036-1597378
2. Clinical Hepatology
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Multizentrische Studie zur Leberbeteiligung beim Alpha1-Antitrypsin-Mangel

K Hamesch
1   Uniklinik RWTH Aachen, Medizinische Klinik III, Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin, Aachen, Deutschland
,
J Voß
1   Uniklinik RWTH Aachen, Medizinische Klinik III, Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin, Aachen, Deutschland
,
T Bretag
1   Uniklinik RWTH Aachen, Medizinische Klinik III, Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin, Aachen, Deutschland
,
I Spivak
1   Uniklinik RWTH Aachen, Medizinische Klinik III, Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin, Aachen, Deutschland
,
M Wetzel
2   Charité Berlin, Centrum Innere Medizin, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
,
B Siegmund
2   Charité Berlin, Centrum Innere Medizin, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
,
M Reichert
3   Universitätsklinikum Saarland, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
F Lammert
3   Universitätsklinikum Saarland, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
M Mandorfer
4   Medizinische Universität Wien, Klin. Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Wien, Österreich
,
M Trauner
4   Medizinische Universität Wien, Klin. Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Wien, Österreich
,
C Trautwein
1   Uniklinik RWTH Aachen, Medizinische Klinik III, Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin, Aachen, Deutschland
,
P Strnad
1   Uniklinik RWTH Aachen, Medizinische Klinik III, Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin, Aachen, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
19 December 2016 (online)

 

Hintergrund: Der Alpha1-Antitrypsin(AAT)-Mangel wird durch eine AAT-Mutation verursacht und prädisponiert zum Lungenemphysem sowie zur Entwicklung einer Leberzirrhose. Die Leberbeteiligung bei AAT-Mangel wird häufig übersehen und es gibt keine Standards zur Frühdiagnostik und Vorsorge. Um dies zu ändern und das Ausmaß der Lebererkrankung systematisch zu erfassen, haben wir eine multizentrische, internationale Studie initiiert.

Patienten & Methodik: In Kooperation mit Patientenvereinigungen und spezialisierten Pneumologen wurden 141 Patienten mit einem schweren AAT-Mangel (homozygoter PiZZ-Genotyp) sowie 50 gesunde Kontrollen ohne AAT-Mutation aus 4 Ländern eingeschlossen. Die Studienteilnehmer werden prospektiv hinsichtlich epidemiologischer, anamnestischer, laborchemischer und elastographischer Parameter untersucht. Die Lebersteifigkeit sowie Controlled Attenuation Parameter (CAP) wurden mit transienter Elastografie (TE) gemessen.

Ergebnisse: 82,3% der Patienten gaben an, keine regelmäßigen Leberuntersuchungen zu erhalten, obwohl sie regelmäßig pneumologisch betreut werden. Bei 20% (14% Frauen, 26% Männer) der PiZZ-Patienten lag die ALT, bei 12% (12% Frauen und Männer) war die AST erhört. Die Lebersteifigkeit der PiZZ-Patienten lag mit 6,8 ± 3,9 kPa höher als bei Kontrollen (4,7 ± 1,0 kPa, p < 0,0001). PiZZ-Männer hatten eine höhere Lebersteifigkeit als PiZZ-Frauen (7,9 ± 4,8 kPa vs. 5,7 ± 2,1 kPa, p < 0,001). ALT- und AST-Werte korrelierten nur schwach mit der Lebersteifigkeit (jeweils r = 0,21). Die CAP als Surrogat der Steatose war bei PiZZ-Patienten erhöht (273 ± 69 vs. 236 ± 51 dB/m, p < 0,01). Die CAP korrelierte mit dem BMI (r = 0,60, p < 0,0001), allerdings korrelierten weder CAP noch BMI signifikant mit der Lebersteifigkeit. Die Lebersteifigkeit korrelierte nicht mit pulmonaler Symptomatik (COPD Assessment Test). Zudem zeigte sich kein signifikanter Unterschied der Lebersteifigkeit zwischen Patienten mit und ohne Heimsauerstofftherapie bzw. mit und ohne intravenöser AAT-Substitution.

Schlussfolgerung: PIZZ-Patienten (insbesondere PiZZ-Männer) neigen zur Entwicklung einer Leberfibrose, die mit Routine-Untersuchungen nicht erfasst wird. Dies scheint entgegen weitläufiger Meinung unabhängig von der Lungenfunktion zu sein. Erhöhte CAP-Werte bei PiZZ-Patienten weisen auf eine vermehrte Leberverfettung hin, diese Daten sollten aber noch mit unabhängigen Methoden validiert werden.