Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2016; 26 - A21
DOI: 10.1055/s-0036-1593916

Effekte von Krafttraining bei Prostatakarzinompatienten unter antihormoneller Therapie – eine systematische Literaturübersicht

M Keilani 1, 2, 3, T Hasenöhrl 2, 3, M Schwarz 2, 3, 4, M Marhold 1, 2, 4, T Sedghi Komanadj 2, 3, M Margreiter 5, R Crevenna 1, 2, 3
  • 1Gesellschaft zur Erforschung onkologischer rehabilitativer Grundlagen (GEORG)
  • 2Plattform für „Nebenwirkungsmanagement, Supportive Therapien und Rehabilitation“ des Comprehensive Cancer Centers Vienna, Austria
  • 3Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Medizinische Universität Wien
  • 4Universitätsklinik für Innere Medizin I/Onkologie, Medizinische Universität Wien
  • 5Universitätsklinik für Urologie, Medizinische Universität Wien

Hintergrund/Zielsetzung:

Die antihormonelle Therapie (Entzug und/oder Blockade, sog. androgene Deprivationstherapie) gehört zum Behandlungsstandard beim Prostatakarzinom und hat typische Nebenwirkungen. Diese umfassen u.a. Muskelmasseverlust (bei gleichzeitiger Zunahme des Körperfettanteiles), Einschränkung von Lebensqualität und Partizipation, Abnahme der Knochendichte (mit Frakturgefahr) sowie ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus Typ II und erhöhte kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität.

Ziel dieser systematischen Literaturübersicht war die Beschreibung der Effekte von Krafttraining auf Prostatakrebspatienten nach oder während androgener Deprivationstherapie.

Methoden:

Systematische Literatursuche mit Einschluss randomisierter, kontrollierter Studien unter Verwendung der wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, EMBASE, MEDLINE, SCOPUS sowie die „Cochrane Library“.

Ergebnisse:

15 randomisierte, kontrollierte Studien zum Thema konnten eingeschlossen werden. Insgesamt wurden 1137 Prostatakarzinompatienten, 441 davon in den Krafttraining-Gruppen und 485 in den (verschiedenen) Kontrollgruppen in die qualitative Auswertung eingeschlossen. Schlussfolgerungen: Krafttraining wurde insgesamt als effektive und sichere Intervention beurteilt, um Muskelkraft, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zu verbessern sowie Fatigue zu vermindern. Nicht ganz eindeutig waren die Ergebnisse zu kardiovaskulärer Leistungsfähigkeit, Körperzusammensetzung, Blut-Lipidprofil, Knochendichte sowie der Immunreaktion.

Schlussfolgerungen:

Krafttraining scheint eine sichere Maßnahme zur notwendigen Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und Lebensqualität von Prostatakarzinompatienten zu sein. Zum besseren Verständnis der Effekte von Trainingsinterventionen bei dieser zahlenmäßig relevanten Patientengruppe besteht noch großer Forschungsbedarf.