Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV066
DOI: 10.1055/s-0036-1593302

Die vaginale Geburt aus BEL bei Terminüberschreitung – Management jenseits der 40. SSW

H Hürter 1, I Voigt 1, M Zacharias 1, F Louwen 1
  • 1Universitätsklinik Frankfurt am Main, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Frankfurt am Main, Deutschland

Ziel: Nur wenige Kliniken in Deutschland bieten einer Schwangeren die vaginale Geburt aus Beckenendlage (BEL) als primären Geburtsmodus an. Insbesondere bei BEL mit Terminüberschreitung fehlt es an Evidenz, um dieses Patientenkollektiv adäquat zu beraten.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive, monozentrische Datenanalyse von Patientinnen mit Einlingsgravidität in BEL in ≥37+0 SSW, die im Zeitraum vom 01.01.2004 bis 31.12.2015 in der Universitätsfrauenklinik Frankfurt am Main eine vaginale Geburt anstrebten. Es wurden Parität, Geburtsmodus inkl. Indikation, arterieller Nabelschnur-pH und kindliches Outcome ausgewertet. Den angestrebten vaginalen Entbindungen aus BEL mit Terminüberschreitung (Gruppe A, n = 452) wurden die Gruppe der vaginal angestrebten Entbindungen aus BEL bei reifen Kindern zwischen ≥37+0 SSW und < 40+0 SSW (Gruppe B, n = 360) gegenübergestellt.

Ergebnisse: In Gruppe A konnten 71% (n = 319) vaginal entbunden werden, bei ca. 29% (n = 133) kam es nach initial angestrebtem Spontanpartus im Verlauf zu einer sekundären Sectio. In Gruppe B wurden 74% (n = 267) vaginal entbunden, 26% (n = 93) wurden per sekundärer Sectio entbunden. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen bzgl. der kindlichen oder maternalen Morbidität.

Schlussfolgerung: Auch in > 40+0 SSW kann und sollte der Patientin mit BEL die Möglichkeit der vaginalen Entbindung angeboten werden. Die Terminüberschreitung scheint somit keine Indikation zum Abweichen vom initial angestrebten Entbindungsmodus darzustellen. Schwangere mit BEL können über Termin vergleichbar betreut werden wie Patientinnen mit Schädellage.