Progesteron-basierte Hormonersatztherapien stehen im Verdacht, das Risiko für die
Entwicklung von Brustkrebs zu erhöhen. Die Aktivierung der Progesteronrezeptor Membrankomponente
1 (PGRMC1) könnte eine Erklärung für dieses Phänomen bieten. In eigenen Voruntersuchungen
konnten verschiedene Progestine die Proliferation PGRMC1-überexprimierender MCF-7-Brustkrebszellen
deutlich erhöhen, was auf eine mögliche Rolle von PGRMC1 in der Weiterleitung eines
membraninitiierten Progestin-Signals hindeutet.
Ziel der Arbeit ist es, den nachgeschalteten (downstream) Signalweg von PGRMC1 zu
untersuchen und mögliche Interaktionspartner des Rezeptors nach Bindung von Progestinen
zu identifizieren.
Es wurden Co-Immunpräzipitations Experimente mit MCF-7/PGRMC1 Zellen durchgeführt,
gefolgt von massenspektrometrischen Analysen. Des Weiteren wurde die Rolle des Estrogen-Rezeptor
α (ERα) im Signalweg von PGRMC1 untersucht. Um den Einfluss von PGRMC1 auf die Tumorprogression
im Mammakarzinom weiter aufzuklären, wurde außerdem die Apoptose von MCF-7/PGRMC1
Zellen mittels Durchflusszytometrie und Immunfluoreszenzfärbung nach Progestin-Behandlung
analysiert.
Die Ergebnisse der Co-Immunpräzipitation konnten unsere frühere Hypothese bestätigen,
dass eine Phosphorylierung der Casein Kinase 2-Bindungsstelle in PGRMC1 bei der Aktivierung
des Rezeptors und der Rekrutierung von PGRMC1-Bindungspartnern nach Progestinbindung
eine Rolle spielt. Außerdem konnten Interaktionspartner des Rezeptors nach Progestinbindung
identifiziert und eine mögliche Rolle von ERα im PGRMC1 Signalweg aufgedeckt werden.
In Apoptose-Studien war das Progestin Norethisteron (NET) in der Lage, MCF-7/PGRMC1
Zellen vor Apoptose zu schützen.
Diese Ergebnisse unterstützen die Rolle von PGRMC1 in der Progression des Mammakarzinoms
und legen nahe, dass ein Screening für PGRMC1 Frauen mit einem erhöhten Risiko für
Brustkrebs unter Hormontherapie identifizieren könnte.