Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - FV016
DOI: 10.1055/s-0036-1593253

Thorako-amniote Shuntanlage bei fetalem Hydrothorax – Prädiktoren für den intrauterine Verlauf und das postnatale Outcome

MR Mallmann 1, V Graham 1, B Rösing 1, I Gottschalk 2, A Müller 3, U Gembruch 1, A Geipel 1, C Berg 1, 2
  • 1Universitätsklinikum Bonn, Abteilung für Fetalchirurgie, Geburtshilfe & Pränatalmedizin, Bonn, Deutschland
  • 2Uniklinik Köln, Abteilung für Pränatalmedizin und gynäkologische Sonografie, Köln, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Bonn, Abteilung für Neonatologie & Pädiatrische Intensivmedizin, Bonn, Deutschland

Zielsetzung: Identifikation von Prädiktoren für das Überleben und für Komplikationen bei einer großen Gruppe von Feten mit fetalem Hydrothorax, welche mittels intrauteriner thorako-amnioter Shuntanlage behandelt wurden.

Materialien/Methoden: Eingeschlossen wurden alle Fälle mit der pränatalen Diagnose eines Hydrothorax in einem Zeitraum von 10 Jahren (2002 – 2011), welche in zwei benachbarten Pränatalzentren mit thorako-amnioter Shuntanlage behandelt wurden.

Ergebnisse: Insgesamt 78 Feten mit Hydrothorax, welche mittels thorako-amnioter Shuntanlage behandelt wurden, wurden in die Studie eingeschlossen. Das mittlere Schwangerschaftsalter zum Zeitpunkt der Diagnose betrug 25,6 Wochen (Bereich: 12 – 34 Wochen). In 31/78 Feten (40%) wurden zusätzliche Anomalien gefunden, 13/78 Feten hatten eine Trisomie 21. Die erste thorako-amniote Shuntanlage wurde bei einem mittleren Schwangerschaftsalter von 26,5 Wochen durchgeführt (Bereich: 16 bis 33 Wochen). Durchschnittlich wurden 2,53 Shunts/Fetus eingelegt. Von 78 therapierten Feten verstarben 9 (11,5%) in utero, 69 (88,5%) wurden lebend geboren und 46 (59%) überlebten. Das Vorhandensein eines Polyhydramnions, eines Hydrops plazentae und einer Mediastinalverlagerung bei Erstvorstellung, ein neu aufgetretener fetaler Hydrops oder eine neu aufgetretene Lungenhypoplasie nach erster Shuntanlage, ein vorzeitiger Blasensprung, ein Shunt-Geburts-Intervall von weniger als 4 Wochen und ein niedriges Schwangerschaftsalter bei der Geburt waren signifikant mit Versterben assoziiert. Feten mit Trisomie 21 zeigten ein deutlich besseres Überleben als euploide Feten.

Zusammenfassung/Schlussfolgerung: Obwohl häufig mehrere thorako-amniote Shuntanlagen notwendig sind, kann diese Intervention, trotz des Eingriff-spezifischen Risikos des fetalen Versterbens insbesondere bei schwerem Hydrothorax vorteilhaft sein. Feten mit Hydrothorax und Trisomie 21 zeigen ein besseres Überleben als euploide Feten.