Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P570
DOI: 10.1055/s-0036-1593230

Intensivpflichtige Patientinnen in der Geburtshilfe: Trends über zwei Jahrzehnte

S Einig 1, A Farr 1, I Holzer 1, M Franz 1, A Lenz-Gebhart 1, P Husslein 1, R Lehner 1
  • 1Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Wien, Österreich

Zielsetzung: Die Verlegung an eine Intensivstation aus dem Bereich Geburtshilfe ist selten notwendig. Ziel dieser Studie war es, Charakteristika intensivpflichtiger Patientinnen in der Geburtshilfe zu evaluieren und mehr über die Trends bezogen auf die Morbidität und Mortalität zu erfahren.

Materialien: Es handelte sich um eine retrospektive Langzeitanalyse an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien. Es wurden Patientinnen, die zwischen dem zweiten Trimenon und sechs Wochen post partum in den Jahren 1996 – 2014 an eine Intensivstation (ausgenommen psychiatrisch) transferiert wurden, untersucht. Es erfolgte die Einteilung der Daten in eine aktuelle Studiengruppe (2011 – 2014) und eine historische Studiengruppe (1996 – 2003). Für die Jahre 2004 – 2010 lagen keine Daten vor.

Methoden: Individuelle Komorbiditäten, Charakteristika, Outcomes und Therapieansätze wurden retrospektiv erhoben. Die statistische Auswertung umfasste den Chi-Quadrat und Student's t-Test (Signifikanzniveau: p= 0,05, zweiseitig).

Ergebnisse: Es konnten 238 Fälle identifiziert werden. Das maternale Alter bei Verlegung lag bei 30,6 ± 6,3 Jahren. In 38,7% aller Fälle führte die Aggravierung einer präexistenten maternalen Grunderkrankung zur Notwendigkeit eines Intensivaufenthaltes. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer an der Intensivstation betrug 6,4 ± 11,6 Tage, wobei ein Großteil der Patientinnen zur Observanz transferiert wurde. In der vorläufigen Trendanalyse konnte gezeigt werden, dass Patientinnen der aktuellen Studiengruppe vergleichsweise älter (p= 0,005), häufiger multimorbid (p= 0,03) waren und deren Entbindung mit einer höheren Sectiorate (p= 0,01) und einer höheren Frühgeburtenrate (p= 0,04) vergesellschaftet war.

Zusammenfassung: Die peripartale Transferierung an eine Intensivstation ist ein meist kurzdauerndes, jedoch mit einer hohen maternalen und neonatalen Morbidität vergesellschaftetes Ereignis. Eine zeitgerechte, adäquate Risikostratifizierung, sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit an Überwachungsstationen für Patientinnen mit Kurzzeithospitalisierung sind unabdingbar.