Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P532
DOI: 10.1055/s-0036-1593209

Höhenstandsänderung des fetalen Kopfes und deren Einflussfaktoren in der aktiven Phase der Geburt: eine retrospektive Kohortenstudie

N Kimmich 1, C Haslinger 1, J Juhasova 1, N Ochsenbein-Kölble 1, R Zimmermann 1
  • 1UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Schweiz

Zielsetzung: Evaluation der Geschwindigkeiten der Höhenstandsänderung des fetalen Kopfes und ihre signifikanten Einflussfaktoren in der aktiven Phase der Geburt.

Materialien: Retrospektive Kohortenstudie unter Einschluss von 6045 Frauen mit einer Spontangeburt eines Einlings aus Schädellage, welche zwischen 34+0 und 42+0 Schwangerschaftswochen im UniversitätsSpital Zürich zwischen Januar 2007 und July 2014 entbunden haben.

Methoden: Kalkulation der Geschwindigkeiten der fetalen Höhenstandsänderung sowie Evaluation verschiedener fetaler, maternaler und geburtshilflicher Einflussfaktoren auf diese, getrennt nach Paritätsgruppen. Statistische Auswertung der Gruppenunterschiede in den Geschwindigkeiten mittels Mann-Whitney U-Test und der Einflussfaktoren mittels linearer Mixed Models mit der Software SPSS Version 22.0 und SigmaPlot 12.0.

Ergebnisse: Nullipare Frauen haben auf jedem Level des fetalen Höhenstandes langsamere Geschwindigkeiten in der Höhenstandsänderung als multipare Frauen (p < 0,001). Die Geschwindigkeiten nehmen hierbei überproportional mit dem Tiefertreten des fetalen Kopfes zu und reichen von 0 bis 5,81 cm/h bei nulliparen und 0 bis 15 cm/h bei multiparen Frauen. Die Gesamtdauer des Tiefertretens des fetalen Kopfes beträgt 5,42 Stunden bei nulliparen und 2,71 Stunden bei multiparen Frauen. Signifikante Einflussfaktoren auf die Geschwindigkeit der Höhenstandsänderung sind das Level des Höhenstandes, die Parität, der maternale BMI, die fetale Position, das fetale Gewicht sowie die Anlage einer Epiduralanästhesie.

Zusammenfassung: Die Geschwindigkeiten der fetalen Höhenstandsänderung unterscheiden sich signifikant zwischen nulliparen und multiparen Frauen, wobei multipare Frauen die höheren Geschwindigkeiten aufweisen. Verschiedene Einflussfaktoren konnten hierbei evaluiert werden und sollten in der Bewertung des Geburtsfortschritts einbezogen werden, insbesondere im Hinblick auf geburtshilfliche Interventionen.