Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P511
DOI: 10.1055/s-0036-1593205

Prognostische Einschätzung kritischer Verläufe bei Placenta praevia: Eine retrospektive Analyse prospektiv erhobener Verläufe

M Delius 1, M Hartmann 2, C Hübener 1, C Deppe 1, S Mahner 1, U Hasbargen 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der LMU München – Campus Großhadern, München, Deutschland
  • 2Asklepios Stadtklinik, Abteilung für Neurologie, Bad Tölz, Deutschland

Zielsetzung: Bestimmung prognostischer Parameter zur Einschätzung von kritischen Verläufen bei Placenta praevia zur Optimierung des präpartalen Managements.

Materialien: Klinische Daten von 125 Patientinnen die mit Placenta praevia 1997 bis 2009 im Klinikum Großhadern stationär betreut und dort entbunden wurden. Die Patientinnen wurden in diesem Zeitraum zum Großteil ab der 25. SSW auch ohne Blutung stationär aufgenommen. Der natürliche Verlauf bei Placenta praevia konnte daher prospektiv dokumentiert werden. Der o.g. Zeitraum wurde für die Auswertung gewählt, da in den darauf folgenden Jahren das Aufnahme-Regime weniger einheitlich war.

Methoden: Retrospektive Analyse der prospektiv erfassten Daten. Endpunkt: Kritischer Verlauf bei Plazenta praevia als zusammengesetzte Variable aus Transfusionspflichtigkeit, Hysterektomie und Frühgeburt < 30. SSW; der Endpunkt „kritischer Verlauf“ war dann erfüllt, wenn mindestens eines dieser Ereignisse eingetreten war.

Ergebnisse: In der multivariaten Analyse beeinflussten folgende Faktoren den Verlauf der Schwangerschaft mit Placenta praevia kritisch: Die Anzahl der stattgehabten Blutungen in der Schwangerschaft, höhere Parität und das Vorhandensein einer accreten, increten oder percreten Placenta. Mütter von Mädchen hatten häufiger kritische Verläufe. Patientinnen mit kritischen Verläufen wurden nicht häufiger im Dienst oder als Notfall entbunden. Zwischen der Dauer des stationären Aufenthaltes und einem kritischen Verlauf bestand kein signifikanter Zusammenhang.

Zusammenfassung: Da Patientinnen mit kritischen Verläufen nicht häufiger im Dienst oder als Notfall entbunden wurden und kritische Verläufe mit der Anzahl der Blutungen, der Parität und der Invasion der Placenta in Zusammenhang stehen, scheint eine stationäre Aufnahme aller Patientinnen ohne besondere Risikokonstellation nicht notwendig. Bei den genannten Risikofaktoren sollte hingegen ein engmaschiges Management gewählt werden.