Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P468
DOI: 10.1055/s-0036-1593179

Die Häufigkeit einer verstärkten postpartalen Blutung – eine Erhebung an 13186 Geburten der LMU Frauenklinik

S Heublein 1, C Hübener 1, K Harst 1, C Deppe 1, M Delius 1, S Mahner 1, U Hasbargen 1, S Hecht 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Klinikums der Universität München, München, Deutschland

Zielsetzung: Auch heutzutage zählt die verstärkte postpartale Blutung (postpartale Hämorrhagie (PPH)) zu den häufigsten Ursachen mütterlicher Mortalität. In Abhängigkeit der verwendeten Definition wird die Inzidenz der PPH auf 5 – 10% aller Geburten geschätzt, wobei in den Industriestaaten eine steigende PPH-Rate verzeichnet wird. Als Ursache hierfür werden unterschiedliche Risikofaktoren diskutiert. Aktuelle Zahlen fehlen jedoch und werden in der hier dargestellten Studie vorgestellt.

Materialien: Alle (n = 13186) im Zeitraum 2004 – 2013 am Perinatalzentrum Großhadern durchgeführten Geburten (n (vaginal spontan) = 7346, n (vaginal operativ) = 1287, n (Sectio caesarea) = 4553) wurden retrospektiv in die Studie einbezogen.

Methoden: Gemäß einer etablierten Definition wurde ein postpartaler Blutverlust von ≥500 ml (vaginale Geburt) bzw. ≥1000 ml (Sectio caesaria) als PPH klassifiziert.

Ergebnisse: Ein Blutverlust von ≥1000 ml wurde bei 208 (4,6%) von 4553 Sectiones beobachtet. Bei 727 (9,9%) von 7346 Spontanpartus und bei 241 (18,7%) von 1287 vaginal operativen Entbindungen kam es zu einem Blutverlust ≥500 ml und somit per definitionem zu einer als PPH eingestuften Blutung. Für den vaginalen Geburtsmodus insgesamt zeigte sich jedoch nur in 2,8% der Fälle (238 von 8633 vag. Entbindungen) eine Blutung ≥1000 ml.

Zusammenfassung: Die hier erhobenen Zahlen zur Häufigkeit einer PPH korrelieren weitestgehend mit den Literaturdaten. Je nach verwendeter Definition unterscheiden sich die Inzidenzraten jedoch deutlich. Um genauere Aussagen machen zu können sollte der Blutverlust quantitativ erfasst werden. Eine Korrelation mit verschiedenen Risikofaktoren (Komorbiditäten, Gerinnungsstörungen etc.) ermöglicht die individualisierte präpartale Risikoabschätzung.