Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P464
DOI: 10.1055/s-0036-1593175

Verschluss einer Uterusdehiszenz im Bereich der Sektionarbe mit intraabdominalem Fruchtblasenprolaps und prolabierten fetalen Anteilen in der 24. SSW

H Eisele 1, L Boosz 1, N Wagner 1, A Müller 1
  • 1Städtisches Klinikum Karlsruhe, Karlsruhe, Deutschland

Zielsetzung: Durch die zunehmende Sektiorate kommt es zu einer ansteigenden Komplikationsrate in den Folgeschwangerschaften. Die Häufigkeit einer Uterusruptur nach vorangegangener Uterusoperation wird mit 1 – 4% angegeben und betrifft überwiegend das 3. Trimenon. Nur wenige Kasuistiken berichten über eine Uterusruptur/-dehiszenz im 2. Trimenon.

Material und Methoden: Eine 24-jährige II/I mit Z.n. elektiver Sektio stellte sich in der 23+5 SSW mit plötzlich aufgetretenen Unterbauchschmerzen vor. Sonographisch zeigte sich eine Uterusdehiszenz über ca. 3 × 3 cm im Bereich der Uterusvorderwand, sowie ein Prolaps der Fruchtblase nach intraabdominal mit Nabelschnur und einem Bein.

Nach Abschluss der Lungenreifeinduktion in der 24+1 SSW erfolgte der operative Verschluss der Uterusvorderwand. In ITN wurde unter Tokolyse über eine Unterbauchquerschnittlaparotomie zunächst Bein und Nabelschnur reponiert. Nach frustranem Versuch der Fruchtblasenreposition wurde der Fruchtblasenprolaps reseziert, anschließend Fruchtblase und Myometrium einschichtig verschlossen und Tachosil zur Hämostase aufgelegt.

Ergebnisse: Am ersten postoperativen Tag wurde ein vorzeitiger Blasensprung diagnostiziert.

Unter Fortführung der Tokolyse und Antibiose zeigte die Patientin über 4 Wochen keinen Hinweis auf Wehentätigkeit oder Amnioninfektionssyndrom. In der 28+2 SSW wurde bei vaginaler Blutung und Verdachtsdiagnose Plazentalösung die eilige Re-Sektio indiziert. Es wurde ein lebensfrisches Kind (1240 g, pH 7,33) entwickelt und auf die neonatologische Intensivstation verlegt. Das Kind wurde nach 10 Wochen Aufenthalt in der Kinderklinik entlassen.

Schlussfolgerung: Nur wenige Fälle einer Uteruswanddehiszenz im zweiten Trimenon mit operativer Therapie sind in der Literatur beschrieben. Generelle Handlungsempfehlungen existieren nicht. Die Notwendigkeit einer OP ist individuell zu entscheiden. Im vorliegenden Fall konnte die Schwangerschaft um vier Wochen verlängert werden.