Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P343
DOI: 10.1055/s-0036-1593141

Prospektive Querschnittstudie zur Anwendungshäufigkeit und Umsetzung der S3-Leitlinie an vier zertifizierten Brustzentren in Hannover und Hildesheim

E Kühnle 1, KE Tordai 1, 2, W Siggelkow 3, K Lübbe 3, A Moser 4, S Noeding 4, J John 5, P Hillemanns 1, T Öztürk 1, T Dörk-Bousset 1, TW Park-Simon 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Hannover, Deutschland
  • 2Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • 3DIAKOVERE Henriettenstift, Brustzentrum, Hannover, Deutschland
  • 4Klinikum Hannover Nordstadt, Kooperatives Brustzentrum Klinikum Region Hannover, Hannover, Deutschland
  • 5HELIOS Klinikum Hildesheim, Brustzentrum, Hildesheim, Deutschland

Zielsetzung: Die Erfüllung der im Kennzahlenbogen der Deutschen Krebsgesellschaft definierten Kennzahlen und Sollvorgaben sind die Grundlage für eine erfolgreiche Brustzentrums-Zertifizierung. Mit einigen Ausnahmen decken sich die Sollvorgaben mit den Qualitätsindikatoren der S3-Leitlinien (S3-LL). Im Rahmen einer prospektiven Querschnittstudie in der Region Hannover/Hildesheim wurde die Anwendungshäufigkeit der aktuellen S3-LL beim Brustkrebs untersucht und mögliche Ursachen von Abweichungen analysiert.

Material und Methoden: Die Datenerhebung erfolgte von 2012 – 2014 an vier zertifizierten Brustzentren anhand einer persönlichen Patientenbefragung und der Patientenakte. Die Leitlinienkonformität von 11 Qualitätsindikatoren (QI) wurde untersucht und mit den Sollvorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft abgeglichen.

Ergebnisse: 1102/1461 Patienten mit einer Primärerkrankung wurden vollständig ausgewertet. Tumorstadien, Tumorbiologie und Alter entsprachen den allgemeinen Erwartungen. 999/1102 Patienten erhielten eine leitliniengerechte Therapieempfehlung. In den einzelnen Zentren entsprach dies 86,2%-92,2% der Patienten. Häufigste Ursache (47,6%) für Abweichungen war das hohe Patientenalter und/oder Multi-/Komorbidität. Patienten mit einer nicht leitlinienkonformen Therapie waren im Median 11 Jahre älter. Die Sollvorgabe wurde bei 2/11 QI von allen vier Brustzentren nicht erfüllt. Hierbei handelte es sich ausschließlich um QI, bei denen die Grundgesamtheit sehr klein war, wodurch erhebliche prozentuale Schwankungen resultierten.

Schlussfolgerung: Eine Leitliniengerechte Therapieempfehlung wurde in den meisten Fällen ausgesprochen. Abweichungen von der S3-LL waren am häufigsten Alter und Ko-morbidität geschuldet. Bei Qualitätsindikatoren mit sehr kleiner Grundgesamtheit war der Erreichungsgrad der Sollvorgabe erwartungsgemäß niedrig. Um in diesen Fällen auch dem demographischen Wandel des Patientenkollektivs Rechnung zu tragen, sollte in Zukunft die Bewertung unter Berücksichtigung von Konfidenzintervallen angestrebt werden.