Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P315
DOI: 10.1055/s-0036-1593129

Inkontinenz beim Deszensus POP-Q Stadium I im Vergleich zu den POP-Q Stadien II bis IV

M Stumm 1, S Ludwig 1, P Mallmann 1, W Jäger 1
  • 1Institut für Frauenheilkunde Universität zu Köln, Urogynäkologie, Köln, Deutschland

Zielsetzung: Drang- und Mischinkontinenz treten gemeinsam mit einem fortgeschrittenen Deszensus (Partialprolaps) des inneren Genitals auf (POP-Q Stadium II, III und IV). Dieser beruht auf einem defekten Beckenboden Halteapparat. Im Stadium POP-Q I findet sich nur eine leichte Senkung, die bei der gynäkologischen Untersuchung oftmals als „normal“ beurteilt wird. Es liegt jedoch bereits ein Defekt der Utero-Sacral Ligamente vor. Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit der Urininkontinenz (UI) im POP-Q Stadium I.

Materialien & Methoden: Drang- und Mischinkontinenzbeschwerden der Patientinnen wurden mithilfe etablierter Fragebögen und persönlicher Befragung erfasst. Die Inkontinenzform wurde unterteilt in: reine Dranginkontinenz (UUI), Stressinkontinenz (SUI) und die Mischform (MUI). Der Descensus der Gebärmutter oder des Scheidenstumpfs wurde gemäß dem POP-Q System standardisiert gemessen.

Ergebnisse: Bei 131 Patientinnen fand sich das POP-Q Stadium I, bei 55 Patientinnen die Stadien II, III und IV. Das Alter der Patientinnen betrug bei POP-Q I im Schnitt 62 Jahre bei POP-Q II, III und IV 61 Jahre.

Die Symptome der Inkontinenz waren bei den Stadien II, III und IV:

UUI: 31% und MUI: 69%

Bei den Patientinnen im POP-Q Stadium I waren die Inkontinenzsymptome wie folgt verteilt:

UUI: 20% MUI: 80%

Zusammenfassung: Das POP-Q Stadium I gilt bei der klinischen Untersuchung noch als altersgemäß „normal“, obwohl schon eine leichte Schädigung des Beckenboden-Halteapparates besteht. Die Urininkontinenz ist auch schon in diesem Stadium der Schädigung nicht von den Symptomen fortgeschrittenerer Stadien zu unterscheiden. Der „Spiralfeder-Effekt“ weist darauf hin, dass schon mittlerer Zug an den Bändern zu bleibenden Strukturfehlern führen kann.