Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P314
DOI: 10.1055/s-0036-1593128

Synthetische vaginale Netze führen nicht zur Verschlechterung des sexuellen Erlebens

T Hülder 1, K Lobodasch 2, F Pauli 3, W Adelhardt 4, TS Rduch 1, R Hornung 1
  • 1Kantonsspital St. Gallen, Frauenklinik, St. Gallen, Schweiz
  • 2ehemals DRK-Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein, Frauenklinik, Chemnitz, Deutschland
  • 3Klinikum Augsburg, Frauenklinik, Augsburg, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum des Saarlandes, Frauenklinik, Homburg, Deutschland

Zielsetzung: Ziel der ProViS-Studie war nachzuweisen, dass die Einlage von synthetischen vaginalen Netzen zu keiner Verschlechterung der Vita sexualis führt.

Materialien: Prolift+M™ anterior, posterior oder totalis.

Methoden: Die Studie wurde als prospektive Multicenter-single-arm Phase IV-Kohortenstudie angelegt mit dem Ziel, 125 Patientinnen zu rekrutieren. Bis zum überraschenden Rückzug der Herstellerfirma vom Markt konnten 11 Patientinnen in die Studie eingeschlossen werden; diese wurden mittels des Sexualmedizinischen Fragebogen FSFI-d und des Deutschen Beckenbodenfragebogens präoperativ und 12 Monate postoperativ befragt. Ausserdem wurde 12 Monate postoperativ die Patientenzufriedenheit mittels Visueller Analogskala und Patient Global Impression (PGI) Question gemessen. Klinisch erfolgte die Beurteilung mittels POP-Q-System präoperativ sowie nach 3 und 12 Monaten postoperativ.

Ergebnisse: Im FSFI-d-Gesamtscore lässt sich postoperativ eine Verbesserung der Sexualität zeigen, im Subscore Schmerzen findet sich nach Operation keine Verschlechterung, sondern eine Tendenz zu weniger Dyspareunie postoperativ. Der Deutsche Beckenboden-Fragebogen zeigt eine Symptomverbesserung in allen 4 Domänen (Blase, Darm, Prolaps, Sexualität). Die Patientenzufriedenheit postoperativ ist hoch und 10/11 Frauen würden die Operation erneut durchführen lassen.

Zusammenfassung: Durch synthetische Netze scheint es bei vielen Patientinnen nicht zu einer Verschlechterung, sondern sogar zu einer Verbesserung des sexuellen Erlebens zu kommen. Leider konnte durch den vorzeitigen Abbruch der Studie keine statistische Power erreicht werden.