Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P281
DOI: 10.1055/s-0036-1593112

Das präoperativ nicht erkannte Endometriumkarzinom: Häufigkeit und Charakteristika nach Hysterektomie aus benigner Indikation

P Wagner 1, S Kommoss 1, A Hartkopf 1, F Neis 1, H Abele 1, B Krämer 1, C Reisenauer 1, D Wallwiener 1, S Brucker 1, FA Taran 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Tübingen, Deutschland

Ziel: Die Auswahl operativer Konzepte und Zugangswege hängt maßgeblich von der präoperativen Ausgangslage ab. Für die Hysterektomie wichtiger Leitgedanke ist hierbei die präoperative Einschätzung der Dignität des zu operierenden Befundes. Ziel dieser Arbeit war es, Häufigkeit und Charakteristika von präoperativ nicht erkannten Endometriumkarzinomen nach Hysterektomie aus benigner Indikation zu erfassen.

Methoden: Identifikation sämtlicher im Zeitraum 2005 – 2015 an der Universitätsfrauenklinik Tübingen durchgeführter Hysterektomien, Abgleich prä- und postoperativer Diagnosen. Für postoperativ unerwartet diagnostizierte Endometriumkarzinome wurden folgende Daten erhoben: Anamnese, Alter, Indikation, präoperative Histologie, OP-Technik, Morcellement, endgültige Histologie, Tumorstadium, Zweiteingriffe, adjuvante Therapie.

Ergebnisse: Im Zeitraum 2005 – 2015 wurden an der Universitätsfrauenklinik Tübingen insgesamt 9045 Hysterektomien aus benigner Indikation durchgeführt (Laparoskopisch: n = 4617; Vaginal: n = 3529; Abdominal: n = 899). In 54/9045 Fällen (0,6%) wurde postoperativ unerwartet die Diagnose eines Endometriumkarzinoms gestellt. Vor dem eigentlichen Eingriff wurde in 42/54 (77,8%) Fällen eine fraktionierte Abrasio durchgeführt, hierbei wurde in 71,4% aller im weiteren Verlauf als Endometriumkarzinom diagnostizierter Fälle eine atypische Hyperplasie gesichert. 45/54 Patientinnen (83,3%) waren zum Therapiezeitpunkt postmenopausal, 29/54 Patientinnen (53,7%) berichteten über eine stattgehabte PMP-Blutung.

Schlussfolgerung: Für die unerwartete Diagnose eines Endometriumkarzinoms ergibt sich bei vermeintlich benigner Grunderkrankung nach Durchführung einer Hysterektomie unabhängig vom Zugangsweg ein geringes Restrisiko von < 1%. Wurde präoperativ bereits eine atypische Hyperplasie des Endometriums gesichert sollte auf eine Morcellierung des Uterus verzichtet werden. Im Rahmen der OP-Aufklärung sollte mit der Patientin über das Restrisiko „unerwartetes Malignom“ ebenso wie über das Risiko einer Tumoraussaat nach Morcellements gesprochen werden.