Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P270
DOI: 10.1055/s-0036-1593101

Risiko von Darmperforationen im Rahmen der konservativen Pessartherapie des Deszensus Genitalis – Darstellung am Fallbeispiel

B Kohlschein 1, J Andress 1, K Seemann 2, K Sami 2, G Feisel-Schwikardi 1, T Dimpfl 1
  • 1Klinikum Kassel, Frauenklinik, Kassel, Deutschland
  • 2Klinikum Kassel, Abteilung für Viszeral- und Allgemeinchirurgie, Kassel, Deutschland

Zielsetzung: Sensibilisierung für die Komplikationen der konservativen Pessartherapie des Deszensus Genitalis bei der alten, multimorbiden Frau. Indikation des richtigen Pessars und der erforderlichen suffizienten Versorgung der Patientin abhängig von ihrem Allgemeinzustand.

Methode: Beschreibung am Fallbeispiel einer 84-jährigen multimorbiden Patientin mit einer über vier Jahre durchgeführten Würfelpessartherapie auf Grund eines symptomatischen Deszensus Genitalis.

Nebendiagnosen: Vorhofflimmern unter oraler Antikoagulation mit Eliquis, Arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus Typ 2.

Einweisung der Patientin mit seit mehreren Wochen bestehender Stuhlentleerung durch die Vagina. In der Spekulumeinstellung zeigt sich eine rektovaginale Fistel der hinteren Vaginalwand. Durch das Würfelpessar ist eine 3 cm große Perforation der hinteren Vaginalwand und zusätzlich des Rektums entstanden, so dass die Darmmukosa des Rektums als Vorwölbung in der Vagina sichtbar ist.

Daraufhin erfolgte die laparoskopische Anlage eines doppelläufigen Sigmoideostomas. Die operative Sanierung der Fistel wurde im Verlauf geplant. Nach drei Wochen erfolgte die Wiederaufnahme mit akuten abdominalen Schmerzen. In der notfallmäßig durchgeführten Laparotomie zeigte sich eine komplette transmurale Darmischiämie vom Treitz'schen Band bis zum distalen Kolon transversum. Eine kurative Therapie war nicht mehr möglich. Die Operation wurde vor diesem Hintergrund abgebrochen und die Patientin verstarb am Folgetag.

Abb. 1: Rektovaginale Fistel

Ergebnisse: Bei der alten, mulitmorbiden Frau muss bei der Pessartherapie des Deszensus Genitalis auf die individuelle Anpassung des Pessars geachtet werden. Eine suffiziente Versorgung der Patientin und regelmäßige gynäkologische Kontrollen müssen gewährleistet sein.

Zusammenfassung: Auch die konservative Therapie des Deszensus Genitalis kann bei der mulitmorbiden Frau zu stark erhöhter Morbidität und sogar Mortalität führen.