Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P234
DOI: 10.1055/s-0036-1593081

Schwere toxische Leberschädigung nach ICSI und nachfolgender Schwangerschaft

G Müller-Stoy 1, R Pavlik 1, I Alba Alejandre 1, R Kästner 1, V Gülberg 2, S Mahner 1, CJ Thaler 1
  • 1Ludwig-Maximilians-Universität München, Gynäkologie und Geburtshilfe, München, Deutschland
  • 2Ludwig-Maximilians-Universität München, Innere Medizin, München, Deutschland

Zielsetzung: Die Schwangerschafts-Cholestase stellt eine seltene Schwangerschaftskomplikation dar (Inzidenz: 0,1 – 1,5%), die meist im 3. Trimenon auftritt. Wir berichten über eine Patientin, die nach ICSI schwanger wurde. Ab der 8. SSW erlitt sie eine schwere atypische Cholestase mit Leberfunktionsstörung.

Material: Die 35-jährige Patientin erhielt eine kontrollierte ovarielle Hyperstimulationsbehandlung. Bei einem Estradiolwert von 3528 pg/ml konnten 18 Oozyten asserviert und mit homologen Spermatozoen injiziert werden.

Methoden: Es erfolgte eine Lutealphasensubstitution mit 600 mg/d Progesteron; 100 µg/d Estradiol und ein Blastozystentransfer (4AA, 2BB).

Ergebnisse: Zu Beginn der 8. SSW klagte die Patienitn erstmals über einen generalisierten Pruritus. Es fand sich ein Sklereinkterus, aber kein Hinweis auf ovarielles Überstimulationssyndrom. GPT (56 U/l), Bilirubin (8,8 mg/dl), AP (207 U/l) und Gallensäuren (245 µmol/l) waren stark erhöht, bei negativen Hepatitis- und HIV-Serologien. Sonografie und MRT ergaben keine Hinweise auf Gallensteine oder intrahepatische Cholestase. Trotz Cholestyramin verschlechterten sich Cholestaseparameter und Pruritus bis in die 28 SSW. Zu diesem Zeitpunkt kam es zum PROM und unhemmbaren Wehen, sodass ein frühgeborenes, zeitentsprechendes, Mädchen von 990 g per Sectio entbunden wurde. Post-partum wurde bei weiterer Verschlechterung eine Leber-Stanzbiopsie durchgeführt, welche die Histologie einer kanalikulären Cholestase a.e. im Sinne einer medikamentös-toxischen Cholestase ergab. Nach hochdosiertem Prednisolon (100 mg/d i.v), ausschleichend auf 5 mg tgl. kam es über fünf Monate zur kompletten Rückbildung der Cholestase.

Zusammenfassung: Bemerkenswert an unserer Kasuistik sind der frühe Beginn, der schwere Verlauf und die postpartale Persistenz der Cholestase. Es bleibt unklar, ob die ovarielle Stimulation mit nachfolgend deutlich erhöhten Estrogenkonzentrationen als Trigger bzw. als aggravierender Faktor infrage kommt.