Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P170
DOI: 10.1055/s-0036-1593047

Auswertung des FBK-R10 Fragebogens zur aktuellen Belastungssituation und Bedarf an psychotherapeutischer Behandlung bei Patientinnen mit Mamma- und Ovarialkarzinom

T Dietmaier 1, DD Paepke 2, DA Hapfelmeier 3, K Große Lackmann 2, PDM Kiechle 2
  • 1TU-München, München, Deutschland
  • 2Klinikum rechts der Isar TUM, Frauenklinik, München, Deutschland
  • 3Klinikum rechts der Isar TUM, IMSE, München, Deutschland

Zielsetzung: Über 30% der Krebspatienten leiden unter psychosozialem Distress. Distress ist eine normale Reaktion auf die Krebsdiagnose und zeigt Symptome wie Traurigkeit und Angst. Diese normale Reaktion kann sich jedoch krankhaft steigern. Patientinnen und Ärzte erkennen den psychoonkologischen Betreuungsbedarf häufig nicht. Deshalb sollten zur Ermittlung des aktuellen Betreuungsbedarfs systemische Screeningverfahren eingesetzt werden.

Methode: Grundlage der Auswertung ist der FBK-R10 Fragebogen, welcher von 373 Mammakarzinom-Patientinnen und 35 Ovarialkarzinom-Patientinnen ein- oder mehrmalig ausgefüllt wurde. Die Patientinnen hatten auch die Möglichkeit, den Wunsch nach psychoonkologischer Beratung anzukreuzen. Bei einem Summenscore > 14 wurde zudem eine psychoonkologische Beratung aktiv von Seiten der Ärzte angeboten. Es konnten 478 (Mammakarzinom) bzw. 39 Datensätze (Ovarialkarzinom) aus verschiedenen Krankheits- und Behandlungsphasen ausgewertet werden. Medianes Alter beim Mammakarzinom war 55,0 Jahre, beim Ovarialkarzinom 67,3 Jahre.

Ergebnisse: In 192 (Mammakarzinom) bzw. 22 Befragungen (Ovarialkarzinom) wurde ein Summenscore > 14 erreicht.

Nur 41,7% bzw. 36,4% hiervon wollten eine psychoonkologische Betreuung in Anspruch nehmen. Das mediane Alter betrug 53,8 bzw. 63,4 Jahre.

Ein signifikanter Einfluss auf den Summenscore zeigte sich bei beiden Krebsarten beim Alter: je jünger die Patientin, desto höher der Summenscore (p: 0,0014; Mammakarzinom) (p: 0,0066; Ovarialkarzinom). Beim Mammakarzinom bedingte auch eine kurze bisherige Erkrankungsdauer (p: 0,0022) und beim Ovarialkarzinom v.a. die Chemotherapie (p: 0,0126) einen erhöhten Summenscore.

Schlussfolgerung: 58% der Mammakarzinom-Patientinnen und 64% der Ovarialkarzinom-Patientinnen mit einem Summenscore > 14 ersuchten keine psychoonkologische Intervention. Diese sollten aber bei solch stark belasteten Patientinnen in allen Phasen der Erkrankung zur Verfügung stehen. Orientiert am individuellen Bedarf sollte das gesamte Spektrum psychoonkologischer Interventionen aktiv angeboten werden.