Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P024
DOI: 10.1055/s-0036-1592962

Analyse der Effektivität onkologischer Zweitmeinungen durch zertifizierte Onkologische Zentren

S Egloffstein 1, S Wasner 2, J Krebs 3, Y Erim 3, MW Beckmann 2, MP Lux 2
  • 1Geschäftsstelle, CCC Erlangen-EMN, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • 2Universitäts-Brustzentrum Franken & Gynäkologisches Universitäts-Krebszentrum Franken, Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, CCC Erlangen-EMN, Erlangen, Deutschland
  • 3Psychosomatische und Psychotherapeutische Abteilung in der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, CCC Erlangen-EMN, Erlangen, Deutschland

Zielsetzung: Im Zeitalter der komplexeren Therapien und der zertifizierten Strukturen gewinnt die Onkologische Zweitmeinung zunehmend an Bedeutung. Jedoch ist die Datenlage in Deutschland schwach. Eine Analyse der Effekte der Zweitmeinung durch ein Onkologisches Zentrum erscheint notwendig.

Material und Methoden: In der prospektiven Untersuchung werden Onkologische Zweitmeinungen in Bezug auf Kongruenz der Erst- zur Zweitmeinung, Leitlinienkonformität, Vermeidung von Über- bzw. Unterbehandlung, Umsetzung der Zweitmeinung, Patientencompliance und gesundheitsökonomische Auswirkungen evaluiert. Alle Zweitmeinungen mit Mammakarzinom/gynäkologisch-onkologischer Erkrankung werden in der interdisziplinären Tumorkonferenz vorgestellt. Patientinnen erhalten vor und zwei Monate nach der Zweitmeinung einen Fragebogen zu Erwartungen, Zufriedenheit, Umsetzung der Empfehlungen und zu psychoonkologischen Fragestellungen.

Ergebnisse: Zum Februar 2016 wurden 126 Patientinnen rekrutiert (geplant:n = 200). Das mediane Alter lag bei 50,09 Jahren (19,4 – 79,8). 79% der Patientinnen hatten ein Mamma-, 8,6% ein Endometrium-, 7,6% ein Zervix- und 4,8% ein Ovarialkarzinom. Für die aktuelle Interimsanalyse wurden die ersten 58 Patientinnen berücksichtigt. In 37,9% war die Erstmeinung nicht leitlinienkorrekt (13,8% diagnostisch, 15,5% operativ, 19,0% Systemtherapie, 6,9% Strahlentherapie). Bei jeder vierten Patientin wurde die Erstmeinung in Bezug auf das operative Vorgehen (davon 35,7% Indikation zur Durchführung, 21,4% Weglassung, 42,9% Änderung der Therapie) und bei 36,8% die Empfehlung zur Systemtherapie (davon 19,0% Indikation zur Durchführung, 33,3% Weglassung, 47,6% Änderung der Therapie) geändert.

Zusammenfassung: Die Onkologische Zweitmeinung durch ein zertifiziertes Onkologisches Zentrum hat beträchtliche Auswirkungen. Bei mehr als jeder dritten Patientin ist die Erstmeinung nicht leitlinienkonform. Bei einem bedeutenden Anteil wird der bestehende Therapieplan geändert/ergänzt, um moderne und individualisierte Therapiekonzepte zu ermöglichen. Die finale Auswertung ist für 09/2016 geplant.