Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P553
DOI: 10.1055/s-0036-1592947

Postnatale Sauerstoffsättigung reifer Neugeborener

M Burgmann 1, J Aicher 2, L Teichmann 3, U Hasbargen 1, A Schulze 2, AW Flemmer 2
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Ludwigs-Maximilians-Universität, Perinatalzentrum Großhadern, München, Deutschland
  • 2Neonatologie des Dr. von Haunersches Kinderspitals, LMU, Perinatalzentrum Großhadern, München, Deutschland
  • 3Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin, RWTH Aachen, Aachen, Deutschland

Zielsetzung: Reife Neugeborene werden nach der Geburt in der Regel bei der Mutter belassen und durch die Hebamme überwacht. In dieser Zeit der postnatalen Anpassung besteht möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Atemregulationsstörungen. In der vorliegenden Pilotstudie sollten Abfälle von Sauerstoffsättigung (SpO2) und Herzfrequenz (HF) bei reifen Neugeborenen in den ersten Lebensstunden quantifiziert werden. Zusätzlich wurden Risikofaktoren untersucht, die einen Einfluss auf das Auftreten von Sauerstoffsättigungs- bzw. Herzfrequenzabfällen haben können.

Methodik: Mittels Pulsoxymetrie (0,5 Hz) wurde die SpO2 ab den ersten Lebensminuten bei 100 reifen, gesunden Neugeborenen (37+0/7 bis 42+0/7 SSW) untersucht. Als pathologisch galt bei guter Signalqualität SpO2< 85% und HF< 80/min, als klinisch relevant wurden Episoden gewertet, die eine Intervention benötigten. Mittels linear logistischer Regression wurde der Einfluss von Risikofaktoren für das Auftreten von Desaturierungen im Kreißsaal untersucht.

Ergebnisse: Es traten bei 26/100 Kindern Desaturierungen auf, die tendentiell nach primärer Sectio (n = 49) zu beobachten (37% vs. 14%, p = 0,18 im unkorrigierten Modell bzw. 0,23 im korrigierten Modell) und signifikant früher entbunden (p < 0,01) worden waren. Ebenfalls zeigten sich bei 50% der Kinder von Müttern mit Gestationsdiabetes (GDM) oder mit einer später diagnostizierten Neugeboreneninfektion Desaturierungen. Diese Kinder hatten im Mittel einen signifikant niedrigeren APGAR bei 5 Minuten (p = 0,03). Bradykardien wurden nicht festgestellt (0/100).

Schlussfolgerung: Bei gesunden reifen Neugeborenen können Desaturierungen in den ersten Lebensstunden beobachtet werden. Potentielle Risikofaktoren scheinen eine primäre Schnittentbindung, GDM oder ein niedriger APGAR bei 5 Minuten zu sein.Ob eine kontinuierliche Überwachung aller Neugeborenen zu einer zusätzlichen Sicherheit im Kreißsaal führt, muss an einer größeren Studienpopulation untersucht werden.