Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P548
DOI: 10.1055/s-0036-1592942

Vitamin D-Mangel in der Schwangerschaft: Erste Ergebnisse eines individualisierten Supplementations-Konzepts

CM Kurbacher 1, N Kettelhoit 1, AT Kurbacher 1, N Friedrich 1, S Herz 1, S Tafic 1, H Boukneter 1, JA Kurbacher 1
  • 1Gynäkologisches Zentrum Bonn-Friedensplatz, Bonn, Deutschland

Zielsetzung: Mehr als 90% aller Schwangeren weisen im klinischen Alltag ganzjährig einen initialen Vitamin D (VitD)-Mangel auf (Kettelhoit et al. 2016). Basierend auf diesen Daten wurde ein Serumspiegel-adaptiertes individualisiertes Supplementations-Konzept entwickelt, dessen vorläufige Ergebnisse hier erstmals präsentiert werden.

Methoden: Bei 150 Patientinnen (Pat) wurde bei Erstuntersuchung in der Schwangerschaft der 25-OH-Cholecalciferol (25-OH-CC) Spiegel bestimmt. Darauf basierend erfolgte eine individualisierte VitD-Supplementation. Pat mit < 11 ng/ml erhielten 20.000 IE VitD/die für 2 Wochen, gefolgt von 20.000 IE/Woche. Pat mit 11 – 20 ng/ml erhielten 1000 IE VitD/die. Bei Pat mit 25-OH-CC Spiegeln > 20 ng/ml erfolgte eine VitD-fokussierte Ernährungsberatung. Eine Kontrolle des 25-OH-CC Spiegels erfolgte 8 – 12 Wochen nach Therapiebeginn nach einer dreitägigen Einnahmekarenz.

Ergebnisse: Der mittlere basale 25-OH-CC Spiegel lag bei 9,7 ng/ml, der mittlere Spiegel nach Supplementation betrug 21,8 ng/ml (p < 0,0001). Bislang liegen für 87 Pat konsekutive 25-OH-CC Messungen vor. Bei diesen Pat konnte der mittlere 25-OH-CC Wert im Durchschnitt um 13,0 ng/ml angehoben werden. 33 der 58 Pat (56,7%) mit initialen 25-OH-Spiegeln < 11 ng/ml zeigten nach Supplementation Werte > 20 ng/ml. Bei den übrigen 29 Pat wiesen bei Kontrolle 19 (65,5%) 25-OH-CC Werte > 20 ng/ml auf (p = 0,493). Eine VitD-Überdosierung (> 80 ng/ml) wurde nicht beobachtet.

Zusammenfassung: Die individualisierte VitD-Supplementation in der SS ist sicher und effektiv. Die Mehrzahl der Pat wiesen nach 8 – 12 Wochen normalisierte 25-OH-Serumspiegel auf, wobei Überdosierungen sicher vermieden werden konnten. Der erhebliche Anteil an Pat, die selbst unter intensivierten VitD-Gaben keine normalen 25-OH-Serumspiegel entwickelten, lässt jedoch eine weitere Optimierung des vorgestellten Behandlungskonzepts notwendig erscheinen.