Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P521
DOI: 10.1055/s-0036-1592931

Geburtshilfiches Outcome nach Geburtseinleitung: Eine retrospektive Analyse des österreichischen Geburtenregisters 2008 – 2014

C Zenzmaier 1, H Leitner 2, C Brezinka 3, W Oberaigner 2, M König-Bachmann 1
  • 1fhg – Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol, Innsbruck, Österreich
  • 2Institut für klinische Epidemiologie, Geburtenregister Österreich, Innsbruck, Österreich
  • 3Univ. Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Innsbruck, Österreich

Zielsetzung: Diese Studie untersuchte mütterliche und kindliche Outcomeparameter von Einlingsschwangerschaften ab der 38. Schwangerschaftswoche nach Geburtseinleitung im Vergleich zu spontanem Geburtsbeginn.

Methoden: Die zwischen 2008 und 2014 im österreichischen Geburtenregister dokumentierten Daten wurden retrospektiv ausgewertet. Nach Ausschluss von Mehrlingsschwangerschaften und primären Sectiones verblieben Datensätze von 402.960 Entbindungen, folgende Endpunkte wurden analysiert: Geburtsmodus, Periduralanästhesie, Mikroblutuntersuchung, Episiotomie, Dammriss III/IV, Plazentalösungsstörung, APGAR-Score nach 5 Minuten, Nabelschnur-pH, Verlegung des Neugeborenen auf eine neonatologische Station. Die statistische Auswertung erfolgte durch Berechnung von Odds Ratio. Multivariate logistische Regressionsmodelle dienten der Adjustierung für Confounder.

Ergebnisse: Die Häufigkeit von Geburtseinleitungen stieg im untersuchten Zeitraum kontinuierlich von 17,0% im Jahr 2008 auf 21,7% in Jahr 2014 an. Nach Adjustierung für die Confounder Gestationsalter, Alter der Mutter, Body Mass Index, Parität, Geburtsdauer, Geburtsgewicht und Geburtsjahr war die Geburtseinleitung mit einer signifikant höheren Rate an sekundären Sectiones sowie vaginal-operativen Entbindungen assoziiert. Bei nachfolgenden Analysen wurde der Geburtsmodus als zusätzlicher Confounder berücksichtigt. Die Einleitung der Geburt was weiters assoziert mit einer erhöhten Rate an Periduralanästhesie, Mikroblutuntersuchung, Plazentalösungsstörung, APGAR-Score < 7, Nabelschnur-pH < 7,1 sowie Verlegung des Neugeborenen auf eine neonatologische Station.

Zusammenfassung: In Österreich ist die Geburtseinleitung mit einer erhöhten Rate von negativen mütterlichen und kindlichen Outcomes verbunden. Eine Geburtseinleitung sollte daher nur sorgfältiger Überlegung und nach klinischer Indikation durchgeführt werden. Die Praxis der kontinuierlich steigenden Geburtseinleitungen, insbesondere die klinisch nicht unbedingt indizierten Einleitungen, ist in Hinblick auf diese Daten kritisch zu hinterfragen.