Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P493
DOI: 10.1055/s-0036-1592919

Prävalenz und Risikofaktoren für sexuelle Dysfunktion in Schwangerschaft und Wochenbett Ergebnisse einer prospektiven Längsschnittstudie in Deutschland

A Doster 1, K Plewniok 1, M Müller 2, S Feller 1, S Brucker 3, C Reck 2, M Wallwiener 1, C Wallwiener 3, S Wallwiener 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • 2Ludwig-Maximilians-Universität, Psychologie Department, München, Deutschland
  • 3Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland

Zielsetzung: Ziel dieser prospektiven Längsschnittsstudie war die Erfassung der Prävalenz eingeschränkter sexueller Aktivität und Funktion in Schwangerschaft und Postpartalzeit deutscher Frauen sowie die Identifizierung möglicher Risikofaktoren.

Methoden: Den 315 teilnehmenden Frauen wurden zu drei Zeitpunkten: pränatal (3. Trimester) (TI), eine Woche postpartal (TII) sowie 4 Monate postnatal (TIII) Fragebögen ausgehändigt. Diese umfassten den Female Sexual Function Index (FSFI), die Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) und den Fragebogen zur Partnerschaftsqualität (PFB).

Medizinische und sozioökonomische Daten wurden den Krankenakten entnommen. Die Datenanalyse zur Bestimmung von Prävalenz, Gruppenunterschieden und Korrelationsfaktoren erfolgte mittels χ2 Test, Kruskal-Wallis Test, Varianzanalyse sowie Pearson-Korrelation.

Ergebnisse: Die Häufigkeit der sexuellen Inaktivität betrug 24% zu TI, 40,5% zu TII und 19,9% zu TIII. 26,5% – 34,8% der Frauen (über alle Messzeitpunkte) waren, ihrer Selbsteinschätzung nach, gefährdet für eine sexuelle Dysfunktion (FSD- female sexual dysfunction) (FSFI score < 26,55). Die meisten Störungen der sexuellen Dysfunktion betrafen die sexuelle Lust. Stillen und schlechte Partnerschaftsqualität zeigten sich als signifikante Risikofaktoren für postpartale sexuelle Dysfunktion.

Zusammenfassung: Die Ergebnisse dieser Studie belegen eine hohe Prävalenz von sexueller Inaktivität und sexueller Dysfunktion (FDS) deutscher Frauen in Schwangerschaft und Postpartalzeit mit einem Anstieg in der späten Schwangerschaft sowie einem Peak in der frühen Postpartalzeit. Für eine sexuelle Dysfunktion gefährdete Frauen unterschieden sich signifikant hinsichtlich Aspekte der Partnerschaftsqualität, Stillen, Geburtsmodus, Bildungsstand und depressiven Symptomen von der weniger gefährdeten Vergleichsgruppe.