Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P486
DOI: 10.1055/s-0036-1592912

Pro- and anti-angiogene Faktoren während der Schwangerschaft bei rheumatoider Arthritis

M Baumann 1, L Risch 2, L Raio 1, D Surbek 1, A Zbinden 3, U Wiedemann 2, F Förger 3
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital Bern, Department Gynäkolgie und Geburtshifle, Bern, Schweiz
  • 2Labormedizinisches Zentrum Dr. Risch AG, Bern, Schweiz
  • 3Universitätsklinik, Inselspital Bern, Department Rheumatologie, Allergologie und Immunologie, Bern, Schweiz

Zielsetzung: Reduzierte Geburtsgewichte von Neonaten, welche von Frauen mit rheumatoider Arthritis (RA) geboren werden sind oft vergesellschaftet mit aktiver maternaler Erkrankung während der Schwangerschaft. Wir postulierten, das RA einen Einfluss auf die plazentare Funktion hat und untersuchten die Fragestellung, ob pro-angiogene und anti-angiogene plazentare Proteine wie placental growths factor (PLGF) und, respektiv, soluble fms-like tyrosine kinase-1 (sFlt-1) im Gegensatz zu gesunden Schwangeren bei Schwangeren mit RA unterschiedlich reguliert werden.

Methoden und Patienten: Seren von 27 Schwangerschaften, welche durch RA kompliziert waren, und 10 von Gestationsalter-gepaarten gesunden Kontrollschwangerschaften wurden bezüglich PLGF- und sFLT-1-Konzentrationen longitudinal einmal pro Trimester (10 – 12, 20 – 22 und 30 – 32 Schwangerschaftswochen) mittels ELISA gemessen. Krankheitsaktivität von allen RA-Patientinnen wurden mittels DAS28-CRP und CRP ermittelt. Neonatale Geburtsgewichte und Geburtsgewichtperzentilen wurden mit PLGF- und sFLT-1-Serumlevels korreliert.

Ergebnisse: Von den 37 Schwangerschaften entwickelte keine eine Präeklampsie; weder in der Gruppe der RA-Patientinnen noch in der Kontrollgruppe. Medianes Geburtsgewicht der Neonaten der RA-Patientinnen war 2890 g (Bereich 1250 – 4000). Bei der Gruppe von RA-Patientinnen fanden sich keine Unterschiede bezüglich den PLGF- and sFLT-1-Serumkonzentrationen bei aktiver und inaktiver Erkrankung. Im dritten Schwangerschaftstrimester zeigten RA-Patientinnen tiefere PLGF-Konzentrationen als gesunde Kontrollen (p =.021). Im Gegensatz dazu zeigten sFLT-1-Serumlevels keinen Unterschied, wenn RA-Patientinnen mit Kontrollen verglichen wurden. Die sFLT-1/PLGF-Ratio bei gesunden Kontrollen war tiefer als bei RA-Patientinnen (p =.021). Desweitern bestand eine negative Korrelation zwischen der sFLT-1/PLGF-Ratio und Geburtsgewichtperzentilen.

Zusammenfassung: Im Vergleich zu gesunden Schwangeren zeigen RA-Patientinnen tiefere Serumwerte des pro-angiogenen plazentaren Faktors PLGF. Dies reflektiert die plazentare Dysfunkton bei RA, was in der Folge zu einem verzögerten intrauterinem Wachstum führt.