Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P400
DOI: 10.1055/s-0036-1592854

Borderline-Tumor des Ovars – Fallbericht und aktuelle Literaturübersicht

C Kunz 1, B Scholz 1, T Lantzsch 1
  • 1Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Halle (Saale), Deutschland

Einleitung: Seit 1970 verwenden WHO und FIGO den Begriff Borderline-Tumor (BOT). Sie zeigen histologisch eine atypische Epithelproliferation ohne Stromainvasion und machen etwa 10 – 20% der epithelialen Ovarialtumore aus mit steigender Inzidenz. Häufig sind hiervon junge Frauen mit noch nicht abgeschlossener Familienplanung betroffen.

Kasuistik: Wir berichten über eine 33-jährige 0. Gravida, welche sich wegen Bauchumfangzunahme vorstellte. Vaginalsonografisch zeigte sich ein 15 cm großer zystisch-solider Unterbauchtumor. Im durchgeführten CT-Abdomen wurde der Verdacht auf eine Darmbeteiligung mit Peritonealkarzinose beschrieben. Die Tumormarker CA 125 und CA 72 – 4 waren deutlich erhöht. Es erfolgte die abdominale Hysterektomie mit Adnexexstirpation beidseits und Sigmaresektion en block, außerdem die Appendektomie, infragastrische Omentektomie, Spülzytologie und partielle Deperitonealisierung nach Nachweis eines BOT in der Schnellschnittuntersuchung. Der endgültige histologische Befund beschrieb einen serös-papillären BOT mit invasiven Implantaten im Bereich der peritonealen Oberfläche und des Netzfettgewebes. Nach Eingang der Referenzhistologie mit Nachweis eines low-grade serös-papillären Ovarialkarzinoms erfolgte die Re-Laparotomie mit pelviner und paraaortaler Lymphonodektomie (pT3a pN1a (2/35), FIGO IIIA). Es folgte eine adjuvante Chemotherapie (6q3w Carboplatin (AUC 5)/Paclitaxel 175 mg/m2).

Zusammenfassung: Da sich invasive Implantate wie LGSC verhalten und sich molekulargenetisch ähneln, sollten sie nach der WHO-Klassifikation (2014) auch als solche bezeichnet werden. Damit kann stadiengerecht eine systematische Lymphonodektomie und adjuvante Systemtherapie nötig sein. Das komplette operative Staging und die Referenzbefundung durch einen erfahrenen Ovarialpathologen sind entscheidend. Weitere Studien sind erforderlich sind um die adjuvante Therapie zu verbessern. Die molekulargenetischen Unterschiede bieten hierzu einen interessanten Therapieansatz. Derzeit wird in der Milo-Studie die Wirksamkeit eines MEK-Inhibitors untersucht.